THC Bedeutung
Sie haben sicher schon mal davon gehört, dass Sativa-Sorten einen hohen THC-Anteil und einen niedrigen CBD-Anteil haben. Und dass die Sativa-Wirkung anregend ist und für ein zerebrales High sorgt – im Gegensatz zur körperlich beruhigenden Indica-Wirkung. Aber wie kommt es dann, dass beispielsweise die Sativa-Cannabissorte Bedrolite einen THC-Gehalt von nur 1 Prozent aufweist, bei einem CBD-Gehalt von 9 Prozent? Eine Sativa mit Indica-Wirkung? Was hat es mit dem Unterschied Indica / Sativa wirklich auf sich?
Die Cantiva Cannabis Apotheke ist eine auf Cannabis spezialisierte Online-Apotheke. In unserem Online-Shop finden Sie alles rund um medizinisches Cannabis und Cannabis-Präparate. In diesem Patienten-Ratgeber von Cantiva wurde für Sie umfassendes Hintergrundwissen zusammengestellt. Denn das Thema „Sativa / Indica“ sorgt nicht ohne Grund häufig für Verwirrung und Missverständnisse. Tatsächlich gibt es verschiedene Klassifikationsmodelle, welche die Bezeichnungen verwenden, aber Verschiedenes damit meinen.
Dieser Ratgeber erklärt Step by Step, was es damit auf sich hat. Wenn Sie nur ein Einzelaspekt interessiert, springen Sie einfach über die Inhaltsübersicht direkt zum jeweiligen Kapitel.
Viel Spaß beim Lesen
wünscht Ihnen das Team der Cantiva Cannabis Apotheke
Indica / Sativa – die Wirkung
Was ist der Unterschied zwischen Indica und Sativa? Wenn Konsumenten vom Indica-Sativa-Unterschied sprechen, beziehen sie sich in aller Regel auf unterschiedliche Wirkweisen. Sativa-Wirkung soll dabei zum Ausdruck bringen, dass ein zerebrales High einsetzt. Die Indica-Wirkung steht für ein körperliches High.
Wobei „High“ eigentlich nicht so gut passt, weil es vielmehr um eine körperlich beruhigende, teils sogar sedierende Wirkung geht. Man könnte also vielleicht besser so zusammenfassen: Indica vs. Sativa = Stoned vs. High.
Sativa-Wirkung
Sativa-Wirkung steht also für einen geistig – und teilweise auch körperlich – angeregten Zustand. THC gilt als das psychoaktive Cannabinoid der Cannabispflanze und damit als Hauptverantwortlicher für diese Art von Rauschzustand. Die Wissenschaft hat zwar längst herausgefunden, dass der THC-Gehalt allein noch keine Aussagekraft über die Wirkung einer Cannabissorte hat, aber wenn es unter Konsumenten um die beste Sativa-Sorte allgemein oder speziell für Anfänger geht, bezieht sich das häufig auf die THC-Konzentration.
Denn unerfahrene Cannabis-Neulinge fürchten womöglich, von einem Ausbruch an Kreativität aus den Socken gehauen zu werden und suchen für den Einstieg zunächst eine moderate Sativa-Wirkung. Bei erfahrenen, regelmäßigen Konsumenten kann hingegen eine THC-Gewöhnung einsetzen. Auf der Suche nach dem besten Motivations-Kick sind dann oft besonders potente THC-lastige Strains gefragt.
Davon abgesehen kann es bei der Frage nach der besten Sativa-Sorte natürlich auch um etwas anderes als die Wirkung gehen. Wenn Freizeit-Konsumenten ihr Cannabis mit Sativa-Samen selbst anbauen wollen, sind sie auf der Suche nach Saatgut, das eine einfache Anzucht, robuste Pflanzen und gute Erträge verspricht …
Marihuana-Sorten für geistige Höhenflüge > Beispiele
Marihuana-Sorten, denen eine besonders zerebrale Wirkung zugesprochen wird, gibt es viele. Hier ein paar Beispiele aus dem Bereich medizinisches Cannabis:
Produktname (Händler) | THC-Gehalt | CBD-Gehalt | Genetik |
ADREX 17/1 CAN (ADREXPharma) | 17 % | 1 % | Indica (Shishkaberry) |
Aphria Strong 9 (Aphria) | 20 % | 1 % | Sativa (Bienville) |
Bavaria Weed PT 18/1 (Bavaria Weed) | 18 % | 1 % | Indica (Mango) |
Bedrocan (Bedrocan Medical) | 22 % | 1 % | Sativa (Afina) |
Cannamedical Indica classic (Cannamedical) | 20 % | 1 % | Indica (Kade’s Kush) |
CanPharma Flos 20|1 (Canpharma) | 20 % | 1 % | Indica (IBT 03) |
DEMECAN 22:01 Florestura (DEMECAN) | 22 % | 1 % | Sativa (Super Haze x Amnesia) |
HummingBud (Cannim) | 17,1 % | 0,1 % | Sativa (Wild Thailand) |
Pedanios 22/1 (Aurora) | 22 % | 1% | Sativa (Ghost Train Haze) |
Augenfällig ist bei den aufgeführten Marihuana-Sorten der hohe THC-Gehalt im Vergleich zum CBD-Gehalt. Dieser ist wie zuvor erläutert hauptverantwortlich für ein Gefühl der Leichtigkeit und Euphorie, das typisch für die sogenannte Sativa-Wirkung ist. Gleichzeitig fällt auf, dass in der Spalte ‚Genetik‘ Sativa oder Indica steht. Hier kommt also offensichtlich eine andere Art der Klassifizierung zur Anwendung.
Sativa / Indica – die Taxonomie
Die Begriffe Sativa und Indica wurden von Züchtern genutzt, um Cannabis basierend auf morphologischen, also äußeren Unterschieden in Kategorien einzuordnen. Demnach waren Indica-Cannabis jene Pflanzen mit breiten Blättchen, eher gestauchter Wuchsform und früher Reife. Als Sativa-Cannabis wurden eher spät reifende Pflanzen mit langgestreckter Wuchsform bezeichnet. Das Blatt wurde hierbei als schmal beschrieben.
Da diese Zuordnung für Konsumenten wenig spezifisch ist, entwickelten Forscher in den 1970er Jahren das Chemovare-Modell. Hierbei wird Cannabis nicht nach seinen äußerlichen Merkmalen unterschieden, sondern nach dem THC-CBD-Gehalt beziehungsweise -Verhältnis. Da heute die chemische Zusammensetzung von Cannabispflanzen als Hauptindikator für die Wirkung von Cannabis angesehen wird, wurden die moderneren Klassifikationssysteme um Terpenprofile ergänzt. Derzeit werden Chemovare zumeist anhand der am häufigsten vorkommenden Cannabinoide (THC, CBD; CBG ect.) und zwei bis vier Hauptterpene gruppiert.
Cannabis sativa L. – die Bedeutung
In der Botanik hat Sativa die Bedeutung ‚kultiviert, gezüchtet‘. Es ist lateinisch und die weibliche Form von sativum. Die männliche Form ist sativus. Es ist eine Art Beiname für bestimmte Nutzpflanzen, zum Beispiel viele Gemüsesorten, kommt aber auch bei anderen Kulturpflanzen wie Crocus sativus vor. Und eben auch bei Cannabis.
Cannabis sativa L. ist also die lateinische Bezeichnung für Nutzhanf, auch Kultur- oder Industriehanf genannt. Das L. geht auf Carl von Linné, aka Carolus Linnaeus, zurück, der Cannabis als Erster wissenschaftlich klassifizierte. Es folgten diverse weitere Klassifizierungsansätze. Taxonomen sind sich heute aber weitgehend einig, dass Cannabis sativa L. monospezifisch, also eine Art mit Unterarten ist. Jean-Baptiste Lamarck führte im 18. Jahrhundert die Unterteilung von Cannabis sativa L. in Cannabis sativa und Cannabis indica ein. Und natürlich gibt es noch diverse weitere Konzepte der Unterteilung, die sich der Bezeichnungen Sativa und Indica bedienen. Je nach Kontext kann die Bedeutung von Sativa also variieren.
Mehr Informationen zu der Unterteilung von Cannabissorten finden Sie auch im Cantiva-Ratgeber „Cannabisblüten. Die wichtigsten Facts“.
Sativa-Indica-Hybride > Beispiele
Reine Sativa-Sorten haben keine oder zumindest sehr wenige spürbare Indica-Einflüsse in ihrer Genetik. Es gibt jedoch viel mehr Sativa-Sorten mit einem gewissen Maß an Indica-Erbe als reine Sativa-Sorten. Denn solche Sativa-Indica-Hybride mit ihren gezielt herangezüchteten Eigenschaften sind gefragt.
- Equiposa (8/8 Vayamed Cannabis Flos) beispielsweise ist ein 50:50-Sativa-Indica-Hybrid. Diese Sorte wurde schon bei Schmerzen, Angststörungen, Depressionen, Schlaflosigkeit, Entzündungen, Übelkeit und Beschwerden im Magen-Darm-Bereich verschrieben.
- Gorilla Glue 4 (ADREX 19/1 CAN) ist ein Sativa-dominanter Hybrid. Der Sativa-Anteil beträgt 65 Prozent, der Indica-Anteil 35 Prozent. Gorilla Glue 4 wirkt sowohl auf Geist als auch Körper und ist für einen recht starken Couch-Lock-Effekt bekannt.
- Dave’s Kush (Cannamedical 20/1) wiederum ist ein Indica-dominanter Hybrid. Der Indica-Anteil beträgt 85 Prozent, der Sativa-Anteil 15 Prozent. Dabei enthält dieser Sativa-Indica-Hybrid maximal 1 Prozent CBD bei einem mittelhohen THC-Gehalt von durchschnittlich 16 bis 19 Prozent.
Unterscheidung von medizinischem Cannabis
Wer den Sativa-Indica-Unterschied bei der medizinischen Verordnung von Cannabis heranzieht, muss um die Einschränkungen dieses Klassifikationssystems und die Abgrenzung von umgangssprachlichen Umschreibungen wie Sativa-Wirkung und Indica-Wirkung wissen. Es wäre verheerend, wenn Ärzte einzelnen Patienten Cannabisprodukte mit einem ungeeigneten THC / CBD-Verhältnis verschreiben, weil sie sich zum Beispiel darauf verlassen, dass Indica-Sorten grundsätzlich eine eher beruhigende Wirkung haben und umgekehrt. Denn das ist bei einem entsprechend hohen THC-Wert natürlich unabhängig von der Genetik nicht der Fall.
Das folgende Beispiel verdeutlicht die große Schwäche der Einordnung hinsichtlich der therapeutischen Anwendung:
Etablierte Indikationen für THC-reiche, cannabisbasierte Medikamente sind Übelkeit und Erbrechen bei Krebs-Chemotherapie, Appetitlosigkeit und Kachexie bei Krebs- oder HIV / Aids-Patienten, neuropathische und chronische Schmerzen sowie Spastik bei multipler Sklerose. Geht man davon aus, dass THC gedanklich mit der typischen Sativa-Wirkung verknüpft ist und in einer falschen Schlussfolgerung Sativa-Wirkung mit Sativa-Genetik gleichgesetzt wird, könnten in der Folge alle Cannabisblüten mit Indica-Genetik als potenziell verschreibbare Arzneimittel ausgeschlossen werden. Die Sativa-Sorte CannabiStada 7/7 allerdings mit ihrem ausgewogenen THC-CBD-Verhältnis mit jeweils 7 % wäre deutlich schlechter geeignet, wenn viel THC benötigt wird, als eine der vielen Indica-Sorten mit THC-Konzentrationen von deutlich über 20 %, zum Beispiel Tilray INDICA Strong oder auch Bakerstreet (Spectrum).
Der sogenannte Sativa-Indica-Unterschied ist daher für Mediziner ein eher ungeeigneter Ansatz. Cannabis-Ärzte werden stattdessen stets die chemische Zusammensetzung medizinischer Cannabisblüten im Auge haben.
Jede Cannabissorte hat sozusagen ihren eigenen charakteristischen ‚Fingerabdruck‘. Mittels Hochleistungsflüssigkeits-Chromatografie lässt sich der spezifische Gehalt an Cannabinoiden wie THC und CBD, aber auch häufig nicht ausgewiesener anderer, gering konzentrierter Cannabinoide ebenso wie an Terpenen darstellen. Denn alle diese Inhaltsstoffe beeinflussen die Gesamtwirkung.
Sativa gegen Depression
Wenn wir von Sativa gegen Depression sprechen, müssen wir genauer definieren, worauf sich Sativa in diesem Fall bezieht. Hier ist speziell die Sativa-Wirkung gemeint, die als stimmungsaufhellend bekannt ist. Diese Wirkung kann jedoch wie zuvor beschrieben auch durch Cannabissorten anderer Genetik erzielt werden, abhängig von der jeweils spezifischen Zusammensetzung an Cannabinoiden und Terpenen.
Schon im Jahr 1621 erwähnte der englische Geistliche Robert Burton in seinem Werk „Anatomie der Melancholie“, dass Cannabis bei depressiven Zuständen hilfreich ist. Heute zählen Depressionen zwar noch nicht zu den etablierten Indikationen für Medizinalcannabis, aber die Forschung ist an dem Thema dran. Hier als Beispiel kurz zusammengefasst die Ergebnisse einer Untersuchung an der Washington State University (übersetzt aus dem Englischen):
„Cannabis reduzierte signifikant die Bewertungen von Depression, Angst und Stress. Frauen berichteten über eine stärkere Verringerung der Angstzustände in Abhängigkeit von Cannabis als Männer. Cannabis mit niedrigem THC- bzw. hohem CBD-Gehalt war am besten geeignet, die wahrgenommenen Symptome von Depressionen zu verringern. Cannabis mit hohem THC- bzw. CBD-Gehalt war am besten für die Verringerung der wahrgenommenen Stresssymptome geeignet. Die Verwendung von Cannabis zur Behandlung von Depressionen scheint die Depression mit der Zeit zu verschlimmern.“
Cuttler C, Spradlin A, McLaughlin R: A naturalistic examination of the perceived effects of cannabis on negative affect. Journal of Affective Disorders, Vol. 235, 2018, S. 198-205. DOI: 10.1016/j.jad.2018.04.054
Grundsätzlich ist zu berücksichtigen, dass nicht standardisiert eine bestimmte Cannabis-Sorte – ob nun Sativa- oder Indica-Genetik – gegen Depressionen verschrieben werden kann. Jeder Mensch reagiert ein wenig anders auf Cannabis und Depression ist nicht gleich Depression. Der behandelnde Arzt wird daher berücksichtigen, ob beispielsweise psychische Begleiterscheinungen wie Angststörungen vorliegen.
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