Cannabis ist in den letzten Jahren zu einem intensiv diskutierten Thema in der Medizin, der Politik und der Gesellschaft insgesamt avanciert. Diese vielseitige Pflanze, die auch als Hanf oder Marihuana bekannt ist, hat eine lange und komplexe Geschichte. In jüngster Zeit hat die Cannabispflanze besonders dadurch Aufmerksamkeit erlangt, dass sie in vielen Ländern weltweit legalisiert oder zumindest entkriminalisiert wurde.
Dieser Übersichtsartikel widmet sich der umfassenden Betrachtung von Cannabis, von seinen botanischen Eigenschaften über die historische Nutzung bis hin zu den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Auswirkungen auf die Gesundheit und die Gesellschaft. Wir werden uns mit den verschiedenen Cannabissorten, den Hauptwirkstoffen und ihren medizinischen Anwendungen, den rechtlichen Rahmenbedingungen und den Herausforderungen im Umgang mit Cannabis in der heutigen Zeit befassen.
Tauch mit uns ein in die Welt des Cannabis und erfahre, warum dieses Kraut so viele Fragen und Kontroversen aufwirft.
Cannabis-News: Hier wird Geschichte geschrieben
Cannabis macht oft Schlagzeilen. Fans dieser traditionsreichen Heilpflanze würden sagen: Meist aus den falschen Gründen. Denn Marihuana ist so viel mehr als eine Pflanze, die Menschen rauchen, um high zu werden. Das Hanfblatt ist Symbol einer Bewegung, einer Gesinnung, eines Lebensstils und vieles mehr. Natürlich kiffen Menschen auch, um high zu werden. Aber die Annahme, der Rausch sei die einzige Funktion von Cannabis, ist eine Missinterpretation dieser Pflanze und ihres Nutzens für den menschlichen Organismus.
Wusstest Du das? Es ist gerade einmal hundert Jahre her, da gehörte eine Flasche Tilden’s Extract (reines Cannabisöl) zur Standardausstattung der Hausapotheken in amerikanischen und europäischen Haushalten. Noch bis in die 1930er Jahre war Cannabis quasi weltweit in Form von Tinkturen erhältlich und wurde gegen Migräne, Menstruationsbeschwerden, Schlaflosigkeit und Angstzustände eingesetzt.
Das Verbot von Betäubungsmitteln Mitte des 20. Jahrhunderts, das in den 1970er Jahren in einer beispiellosen Propagandamaschinerie gegen Cannabis gipfelte, war vor allen Dingen politisch begründet. Doch trotz des Verbots hielt ein globales Netzwerk von Dealer:innen die Versorgung – teils unter großem persönlichem Risiko – aufrecht.
Medizinisches Cannabis
In den 1990er Jahren tauchten plötzlich Namen wie Robert Randall, Brownie Mary, später auch Rick Simpson in den Nachrichten auf. Diese Aktivisten waren entschlossen, die Geschichte von Cannabis in eine neue Richtung zu lenken. Und es gelang ihnen, die Sichtweise der Allgemeinbevölkerung auf Cannabis zu ändern: Denn ihr Augenmerk lag darauf, kranken Menschen mit Cannabis Linderung zu verschaffen.
Zeitgleich lernten Cannabis-Züchter:innen weltweit, immer gezielter Cannabissorten mit einem spezifischen Wirkprofil zu kreieren, und die Wissenschaft machte wegweisende Entdeckungen rund um das menschliche Endocannabinoid-System (ECS) sowie das pharmakologische Potenzial der Cannabisinhaltsstoffe. Heute wissen wir, dass der menschliche Körper über Rezeptoren verfügt, die darauf ausgelegt sind, mit den in Cannabis enthaltenen Cannabinoiden zu interagieren.
Mittlerweile wird Cannabis daher auch nach seinem Verwendungszweck definiert, das heißt als Freizeitdroge oder als Medizin. Aber ist letztlich vielleicht jede Verwendung von Cannabis therapeutisch?
Cannabis-Samen: Die Geschichte beginnt …
Die Verwendung von Cannabis und Cannabis-Samen zu therapeutischen Zwecken ist eine Jahrtausende alte Praxis. Tatsächlich war Cannabis eine der ersten Pflanzen, die von Menschen kultiviert wurde.
Die Geschichte der modernen Cannabis-Samen begann in den 1960er und 70er Jahren, als Züchter:innen aus Europa und den USA auf der Suche nach neuen Sorten gen Asien reisten. Zunächst stolperten die Züchter:innen auf den Spuren des bekannten Hippie Trails von Europa nach Indien über neue Landrassen. Die interessantesten Pflanzen wurden im afghanischen Himalaya-Gebiet gefunden.
Dort entdeckten die Abenteurer:innen Cannabispflanzen, die kleiner und buschiger waren als die vertrauten Sorten aus subtropischen Klimazonen. Jene waren größer und wiesen eine breitere Blattspanne auf. Die subtropischen Pflanzen wurden als Cannabis sativa bekannt, während die kleineren Pflanzen als Cannabis indica eingestuft wurden.
In den 1960er Jahren brachten mehrere Schmuggler:innen neue Sorten nach Kalifornien, dem damaligen Zentrum der Marihuana-Kultur. Sie importierten Sorten wie Acapulco Gold, Thai Stick und Afghani. Einer dieser Schmuggler war übrigens der Konzertveranstalter Gary Tovar, der später die Sex Pistols groß rausbrachte.
In den 1970er Jahren legten Meisterzüchter:innen wie Nevil Shoenmakers und Ben Dronkers, die beide in den Niederlanden ansässig waren, Saatgut-Bibliotheken an und nutzten sie später zur Gründung von Saatgutbanken. Shoenmakers rief 1984 die Seed Bank of Holland ins Leben, und Dronkers gründete 1985 Sensi Seeds. Shoenmakers verstieß übrigens gegen US-amerikanische Bundesgesetze, indem er Cannabissamen per Post in die USA verschickte.
Der Cannabis-Anbau wurde nach drinnen verlagert
In den 1960er und frühen 70er Jahren rauchten die Menschen in den USA hauptsächlich Gras, das aus Mexiko kam. Berühmte Cannabissorten aus dieser Zeit sind Panama Red und Acapulco Gold. Andere neue Sorten, die in dieser Zeit entstanden, waren die mittlerweile berühmten Northern Lights und Skunk sowie Colombian Gold und Maui Wowie.
Als die Strafverfolgungsbehörden Anfang der 70er Jahre in den US-Häfen hart durchgriffen, mussten die Akteure neue Wege finden, um den Markt zu beliefern. Zu dieser Zeit zogen einige Hippies in die Berge Nordkaliforniens und legten den Grundstein für das, was später als „Emerald Triangle“ bekannt werden sollte.
Ein weiterer Rückschlag kam 1983, als die US-Regierung ihre CAMP startete. CAMP steht für Campaign against Marijuana Planting, alsoKampagne gegen Marijuana-Anbau. Die Grower sahen sich monatelang mit Hubschrauber-Einsätzen konfrontiert, die nach Anbauflächen suchten. Schließlich wurden die meisten Anbaubetriebe an der Ost- und Westküste geschlossen. Dadurch wurden die Züchter:innen gezwungen, drinnen anzubauen, was eine neue Phase in der Geschichte des Cannabis einleitete: den Cannabis-Indoor-Anbau.
Panama Red
Wie der Name schon sagt, stammt diese legendäre Züchtung aus Panama, einem Land, dem nachgesagt wird, die idealen klimatischen Bedingungen für den Anbau von Cannabis zu haben. Bei Panama Red handelt sich um eine reine Sativa-Sorte mit einer angeblich einzigartigen Wirksamkeit, die ans Psychedelische grenzen soll. Heutzutage sind Panama-Red-Samen schwer zu finden und haben sich quasi zu Sammlerstücken entwickelt.
Acapulco Gold
Acapulco Gold tauchte erstmals in den 1960er Jahren in Kalifornien auf und wurde schnell zum Synonym für den „Summer of Love“ im Hippie-Jahr 1967. Es heißt, die Sorte stamme aus den Bergen oberhalb des Hafens von Acapulco und sei auch als mexikanisches Sativa bekannt. Cheech und Chong verewigten sie in dem Film „Up in Smoke“ aus dem Jahr 1978.
Cannabis-Legalisierung: die Geschichte von Robert Randall
1976 wurden die möglichen medizinischen Vorteile von Cannabis einer breiten Öffentlichkeit bekannt – dank der Arbeit eines Aktivisten namens Robert Randall. Er war Glaukom-Patient, der gegenüber der US-Regierung um das Recht kämpfte, Cannabis zur Behandlung seines Leidens zu verwenden. Mit Erfolg.
Nachdem er wegen Drogenbesitzes verhaftet worden war, gewann Randall seinen Fall vor Gericht mit dem Argument, dass sein Cannabiskonsum „medizinisch notwendig“ sei. Der Richter stimmte ihm zu. Daraufhin beantragte er die Versorgung mit Cannabis, und auch das gelang: Die US-Regierung musste ihm letztlich regelmäßig ein Päckchen fertig gedrehter Joints zukommen lassen.
Randall stand aber nicht nur für sich selbst ein, sondern engagierte sich allgemein für einen breiteren Zugang zu medizinischem Cannabis für Patient:innen. Schließlichermöglichte er anderen den Zugang zu medizinischem Cannabis im Rahmen des Compassionate Investigational New Drug Program (dt. Programm zur Verwendung von Medikamenten im Erprobungsstadium aus Mitgefühl). Dieses Programm wurde von der US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel (engl. Food and Drug Administration, kurz FDA) ins Leben gerufen.
I can name dozens of other patients between 1976 and 1995 who literally gave the last good days of their lives trying to get people to understand that this drug should be available legally through prescription so that they could access it just like any other drug.
Alica O’Leary, Mai 2023, Interview mit Marijuana Moment
Cannabis-Öl: die Geschichte von Rick Simpson
Cannabisöl gibt es in ähnlicher Form wie heute schon seit Tausenden von Jahren. Seine modernen Varianten sind zum Teil auf die Arbeit eines kanadischen Krebspatienten und Aktivisten namens Rick Simpson zurückzuführen. Simpson experimentierte in den 1990er Jahren erstmals mit Cannabis, um eine Hirnverletzung zu behandeln. Damals empfahl ihm ein Arzt, Öl herzustellen, um das Rauchen von Cannabis zu vermeiden. Denn dies galt nicht als die gesündeste Art des Konsums. In der Folge entwickelte der Kanadier das Rick Simpson Oil, besser bekannt als RSO.
Als bei Simpson Anfang der 2000er Jahre Hautkrebs diagnostiziert wurde, trug er RSO direkt auf die Krebsstellen auf. Vier Tage später war der Krebs angeblich verschwunden. Die Ärzte wollten davon nichts wissen. Also begann Simpson seine eigene kleine Aufklärungskampagne … und die Nachricht verbreitete sich schnell.
Simpson lud jeden ein, zu ihm Nachhause zu kommen und sein RSO kostenlos zu testen. Damit machte er sich die kanadischen Behörden zum Feind, die mehr als einmal sein Grundstück stürmten und seine Pflanzen und Öle beschlagnahmten. Obwohl Simpson nie wegen eines Verbrechens angeklagt wurde, zog er später nach Europa, um weitere Auseinandersetzungen mit dem Gesetz zu vermeiden. Er stellte sein Rezept für RSO in 72 Sprachen ins Internet und war einer der ersten lautstarken Verfechter von THC als Heilmittel.
Marihuana und die Rolle von Harry J. Anslinger
Die Einstellung zu Marihuana und seiner Legalisierung hat sich in den letzten hundert Jahren immer wieder gewandelt. Erst in den 1930er Jahren fand das Wort „Marihuana“ Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch. Die Person, die es einführte, war Harry J. Anslinger. Er war von 1930 bis 1962 der erste Kommissar des US-Bundesamtes für Betäubungsmittel (engl. U.S. Federal Bureau of Narcotics).
Während der Prohibition war Anslingers Hauptanliegen der Alkohol. Als die Prohibition endete, brauchte er ein neues Angriffsziel und seine Wahl fiel auf Cannabis. Er startete eine PR-Kampagne mit dem Ziel, das „Teufelskraut“ zu verdammen. Er sammelte Geschichten über die angeblichen schädlichen Wirkungen von Marihuana und stellte sie in einem Bericht mit dem Titel „The Gore Files“ zusammen.
Das war aber noch nicht alles: Er ließ auch Filme drehen, von denen der berühmteste aus dem Jahr 1936 stammt und „Reefer Madness“ (dt. Joint-Wahnsinn) heißt. Gleichzeitig setzte sich Anslinger bei der Regierung für den Erlass von Gesetzen ein, die seiner Behörde Befugnisse über alle Personen verliehen, die mit Marihuana zu tun hatten. Das Marihuana-Steuergesetz (engl. Marihuana Tax Act) von 1937 gab Anslinger schließlich die gewünschte Macht.
Cannabis-Gesetz entgegen medizinischer Gutachten
Über Nacht verschwand Marihuana im Untergrund. Ärzt:innen verschrieben es nicht mehr und Apotheken verkauften es nicht mehr aufgrund der Androhung von Bußgeldern und sogar Gefängnisstrafen. Das Marihuana-Steuergesetz von 1937 kriminalisierte nicht nur den Konsum, den Verkauf und den Besitz von Marihuana, sondern unterdrückte auch die medizinische Verwendung von Cannabis. Weitere Gesetze folgten und die UN-Konvention gegen narkotische Drogen (engl. UN-Single Convention on Narcotic Drugs) von 1961 machte Marihuana weltweit illegal.
Das alles, obwohl schon zu jenem Zeitpunkt unabhängige Gutachten von Mediziner:innen vorlagen, welche die von Anslinger Mantra-mäßig wiederholten Falsch-Aussagen über Cannabis eindeutig widerlegten.
Was ist Marihuana?
Gras, Mary Jane, Weed, Ganja, Cannabis … es kursieren viele Bezeichnungen für Marihuana. Es ist eine Pflanze, die von den Menschen seit Tausenden von Jahren wegen ihrer heilenden Wirkung verwendet wird. Es gibt Belege dafür, dass sie in der Vergangenheit vielseitig eingesetzt wurde: Manche antiken Völker verwendeten sie zur Herstellung spezieller Cannabis-Tees, andere verbrannten Teile der Cannabispflanze bei spirituellen Ritualen …
Neben der pragmatischen Definition der Cannabispflanze bringt das Wort „Marihuana“ eine Brisanz mit sich, die vielen Menschen heute nicht bewusst ist. Denn es war Harry J. Anslinger, Leiter des Federal Bureau of Narcotics (heute Teil der DEA) in den Vereinigten Staaten, der in den 1930er Jahren für eine negative Konnotation des Begriffs sorgte, die bis heute sehr verbreitet ist. Bei seiner Anti-Cannabis-Kampagne griff Anslinger auf den Begriff „marijuana“ zurück, um die Öffentlichkeit zu verunsichern und Unterstützung für die restriktive Gesetzgebung gegen Cannabis zu gewinnen.
Seine beiden Hauptbeweggründe waren:
- Rassistische Assoziationen: Anslinger und andere Befürworter der Anti-Cannabis-Gesetzgebung nutzten rassistische Stereotype, um die Öffentlichkeit zu beeinflussen. Der Begriff „Marihuana“ klang exotisch und wurde mit mexikanischen Einwander:innen und afroamerikanischen Gemeinschaften in Verbindung gebracht. Indem er einen Begriff wählte, der nicht in der breiten amerikanischen Kultur verankert war, konnte Anslinger die Vorstellung eines gefährlichen und fremden Rauschmittels erzeugen.
- Entfremdung von medizinischem Cannabis: Zu dieser Zeit war medizinisches Cannabis in den USA immer noch weit verbreitet und gesellschaftlich akzeptiert. Anslinger und seine Verbündeten wollten die negativen Konnotationen von „Marihuana“ nutzen, um die breite Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass es sich um eine völlig andere und gefährliche Substanz handelte, die in keiner Weise mit dem medizinischen Cannabis in Verbindung stand.
Marihuana-Blätter: von der antiken Mythologie zur modernen Botanik
Heutzutage wird das berühmte Marihuana-Blatt oder auch Hanfblatt für die Kennzeichnung von Gras-Verkaufsstellen und für die Etiketten von Cannabisprodukten verwendet. Aber die Symbolkraft der Cannabispflanze reicht weit in die Vergangenheit zurück. Magu zum Beispiel ist in der asiatischen Mythologie eine Göttin, die für ihre Heilkräfte bekannt ist. In der koreanischen Kultur wird sie Mago genannt, was „die große Mutter“ bedeutet. Ihr Name bedeutet aber auch „Magd“ und „Hanf“. Aus diesem Grund ist sie ebenfalls als Hanfmädchen oder Hanfgöttin bekannt. In der alten chinesischen Kunst wird sie als „Lebenselixier“ dargestellt und das Verbrennen von Hanfsamen war Teil der Reinigungsriten.
Eine andere Gottheit, die altägyptische Göttin Seshat, wird oft mit einem siebenzackigen Blatt über ihrem Kopf dargestellt. Obwohl es nicht eindeutig bestätigt ist, glauben viele, dass dieses Blatt eine Darstellung des Marihuana-Blattes ist. Seshat ist die Göttin der Weisheit, des Wissens und der Schriftgelehrten.
Marihuana taucht in schriftlichen Aufzeichnungen der botanischen Geschichte immer wieder auf. Die Hanfpflanze wurde in den Wiener Dioskurides aufgenommen, einem wissenschaftlichen Manuskript, das um 515 n. Chr. entstand. Weibliche und männliche Versionen von Cannabis sativa L. wurden in einem einflussreichen botanischen Text erwähnt, der zwischen 1503 und 1508 verfasst und Anne de Bretagne, der damaligen Königin von Frankreich, geschenkt wurde.
Ab dem 16. Jahrhundert war die Cannabispflanze mit ihren gezackten Blättern regelmäßig in botanischen Katalogen zu finden. Auch ihre heilenden Eigenschaften wurden erwähnt, wie in Edward Hamiltons Buch „The Flora Homeopathica“ von 1852 und in „Kohler’s Medicinal Plants“, geschrieben von Adolph Kohler, veröffentlicht im späten 19. Jahrhundert.
Cannabis-Apotheke in der Naturheilkunde
Möglicherweise existierte die erste Cannabis–Apotheke bereits vor mehr als 4.000 Jahren. Der chinesische Kaiser Fu Hsi (ca. 2.900 v. Chr.) verwies auf eine beliebte Heilpflanze namens Ma, die die Kraft hatte, Yin und Yang auszugleichen. Ma ist das chinesische Wort für Cannabis.
Der Geschichte zufolge entdeckte ein anderer chinesischer Kaiser namens Shen Nung, der als Vater der chinesischen Medizin bekannt ist, 2.700 v. Chr. die heilenden Eigenschaften von Marihuana und Ginseng. Mehr als tausend Jahre später, im Jahr 1.500 v. Chr., taucht der früheste schriftliche Hinweis auf die heilenden Eigenschaften von Marihuana in einem alten chinesischen Arzneibuch, dem Rh-Ya, auf.
Einige Forscher:innen vermuten auch, dass es sich bei dem im Buch Exodus verwendeten Salböl, das mit Kaneh-Bosm hergestellt wurde, um ein Cannabisöl handelt. Und aus Rezepten für Cannabis im alten Ägypten geht hervor, dass die Heilpflanze schon damals für die Behandlung von Menschen mit Glaukom und Entzündungen sowie für Einläufe verwendet wurde.
Vor 3.000 Jahren war in Indien Bhang, eine Mischung aus Cannabis und Milch, ein häufig verwendeter medizinischer Trank. Es wurde als Narkosemittel und zur Linderung von Reizhusten verwendet. Das Zend-avesta ist das heilige Buch der Religion des Zoroastrismus, das im 7. Jahrhundert v. Chr. geschrieben wurde. Es enthält einen Abschnitt mit dem Titel „The Vendidad“, in dem Cannabis als die wichtigste von 10.000 pflanzlichen Arzneimitteln aufgeführt wird. Die ayurvedische Sushruta Samhita ist ein altes medizinisches Lehrbuch von Sushruta, dem ersten indischen Chirurgen, aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. Er beschreibt Cannabis als nützlich für die Heilung von Schleim und Lepra.
Cannabis-Sorten: in der modernen Medizin
Cannabis hat die Kraft, das Bewusstsein zu verändern. Interessanterweise basiert die Ayurveda-Medizin auf dem Glauben, dass Krankheiten durch ein Ungleichgewicht im Bewusstsein einer Person verursacht werden. Das könnte erklären, warum Cannabis im alten Indien so beliebt war.
Im antiken Griechenland, etwa 200 v. Chr., wurde Cannabis zur Behandlung von Ohrenschmerzen und Entzündungen eingesetzt. Und in einem alten chinesischen Text mit Arzneimittelrezepten aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. wird Cannabis als Heilmittel für mehr als 100 Krankheiten aufgeführt, darunter Gicht, Malaria und Vergesslichkeit.
Weitere potenzielle Hinweise auf Cannabis finden wir im Neuen Testament der Bibel, wo Jesus mit Chrisam gesalbt wurde, möglicherweise ein Öl auf Cannabisbasis, das „Visionen“ hervorrufen konnte. Handfestere Beweise wurden in Form von Cannabisrückständen in Gefäßen aus Judäa und Ägypten gefunden, die auf eine medizinische Verwendung hindeuten.
Während des Römischen Reiches etablierte der griechische Arzt Dioskurides Cannabis als medizinische Therapie. Dioskurides veröffentlichte 70 n. Chr. das Werk De Materia Medica, in dem er die medizinische Verwendung von Cannabis unter anderem bei Ohrenschmerzen und einem übermäßigen Sexualtrieb darlegte.
Im frühen Mittelalter wurde Cannabis in der arabischen Kultur zur Behandlung verschiedener Leiden eingesetzt, von Migräne bis Syphilis, und das obwohl ein islamischer Arzt im 9. Jahrhundert Haschisch als „tödliches Gift“ bezeichnete. Im Mittelalter setzten muslimische Ärzte Cannabis ein, um die Libido zu dämpfen, und Hanf galt als unverzichtbares Hilfsmittel für jeden Heilpraktiker.
Aber: Cannabis ist nicht gleich Cannabis. Verschiedene Weed-Sorten beeinflussen Körper und Geist auf verschiedene Art und Weise.
Weed-Samen: Cannabis hielt Einzug in der Schulmedizin
Im 17. Jahrhundert müssen Weed-Samen in England weit verbreitet gewesen sein, denn es wird berichtet, dass Shakespeare ein Fan von Cannabis (oder Kokain oder von beidem) war. So oder so, als englische Siedler:innen in Jamestown, Nordamerika, ankamen, hatten sie Weed-Samen im Gepäck.
Zu dieser Zeit galt Cannabis in England als Mittel gegen Depressionen. Der britische Kräuterkundler Nicholas Culpeper (1616–1654) schrieb in seinem Buch „The English Physitian“ aus dem Jahr 1652, dass sich Hanfextrakt zur Behandlung von Entzündungen, Gicht und Gelenkschmerzen eignet.
Im 18. Jahrhundert pflanzten die Gründerväter George Washington und Thomas Jefferson auf ihrem Land Hanfsamen ein und erntete auf ihren Farmen große Mengen der Nutzpflanze. Und in Europa gelangte durch die Armee von Napoleon Haschisch aus Ägypten nach Frankreich.
Medizinisches Cannabis etablierte sich in der westlichen Welt mit der Ankunft von Dr. William O’Shaughnessy im 19. Jahrhundert. Er war ein Militärarzt, der in Indien diente, wo er aus einheimischen Samen gezüchtetes Cannabis zur Behandlung von Muskelkrämpfen, Menstruationskrämpfen, Tollwut, Epilepsie und verschiedenen Formen von Entzündungen einsetzte.
Seine Arbeit erregte die Aufmerksamkeit eines anderen Arztes, Sir. J. Russell Reynolds, königlicher Leibarzt von Königin Victoria, der Cannabis zur Behandlung von Menstruationsbeschwerden für wirksam hielt. In den 1840er Jahren stellte der französische Arzt Dr. J. J. Moreau, einer der Gründer des Pariser Clubs der Haschisch-Esser, fest, dass Cannabis zur Behandlung von Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit und Schlafstörungen eingesetzt werden kann.
Cannabis verschreiben lassen? Damit war Schluss!
Im Jahr 1850 wurde Marihuana in das amerikanische Handbuch für Apotheker aufgenommen – als Mittel zur Behandlung verschiedener Krankheiten, darunter Cholera, Tollwut, Ruhr, Alkoholismus, Opiatabhängigkeit, krampfartige Störungen, Geisteskrankheiten, übermäßige Menstruationsblutungen und mehr. In einem Artikel von 1889 in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet wies Dr. E. A. Birch auf die Wirkung von Cannabis gegen Übelkeit hin.
Ende des 19. Jahrhunderts veröffentlichte die indische Hanfkommission in Indien einen Bericht, in dem sie ihre Bedenken gegen die Verwendung von Cannabis äußerte. In dem Bericht wurden jedoch auch Erkrankungen aufgeführt, bei denen Cannabis zur Behandlung eingesetzt werden kann, darunter Heuschnupfen, Impotenz, offene Wunden, chronische Geschwüre, Schlaflosigkeit und Angstzustände. Zu dieser Zeit wurde Cannabis in Südasien häufig gegen Asthma, Bronchitis und Appetitlosigkeit verwendet.
In den USA regte sich eine Anti-Cannabis-Stimmung. Mit der Verabschiedung des Wiley Act im Jahr 1906 wurde der Verkauf von Lebensmitteln, Drogen oder Medikamenten ohne genaue Kennzeichnung des Inhalts verboten. Neben Morphium, Opium und Kokain galt das Gesetz auch für alle Cannabisprodukte.
Fünf Jahre später, im Jahr 1911, war Massachusetts der erste amerikanische Staat, der Cannabis im Zuge der wachsenden Prohibition verbot. In den folgenden Jahren verabschiedeten Maine, Wyoming, Indiana, New York, Utah, Vermont und Nevada ähnliche Anti-Marihuana-Gesetze. Damit schließt sich der Kreis zur Ära von Harry J. Anslinger und seiner Kampagne zur Verteufelung von Cannabis. Es dauerte nicht lange, und Cannabis wurde weltweit verboten.
Trotz der vielen Belege für die medizinische Wirksamkeit von Cannabis, stand die Heilpflanze zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter einem schlechten Stern und wurde fast ausschließlich als gefährliche Droge wahrgenommen.
Reefer Madness: Der Wahnsinn beginnt
Nichts fasst die Hysterie rund um den Marihuana-Konsum besser zusammen als der Film „Reefer Madness“ von 1936. Heute weiß man, dass dieser Film Teil der Propagandamaschine von Harry J. Anslinger war und speziell dafür produziert wurde, Cannabis zu verteufeln. Der Inhalt des Films ist aus heutiger Sicht vollkommen absurd, aber das Publikum der 1930er Jahre hat geglaubt, was es da vorgesetzt bekam.
Wenn Senior:innen heute vehement die Meinung vertreten, dass „Kiffen einen verrückt machen kann“, dann sind das sozusagen noch Nachwirkungen von „Reefer Madness“. Bis heute wird der Konsum von Marihuana entgegen der Faktenlage von vielen Menschen mit einem stark erhöhten Risiko für Geisteskrankheiten in Verbindung gebracht.
„Marijuana, the burning weed with its roots in hell”, warnt die Off-Stimme des Trailers in unheilvollem Ton. „In diesem Film werden Sie sehen, wie Drogen Kinder ins Verderben locken“ und zu „Gewalt, Mord, Selbstmord“ und „hoffnungslosem Wahnsinn“ führen. Die Handlung des Films entspringt der reißerischen Fantasie von einem der einflussreichsten Befürworter der Marihuana-Prohibition in den Vereinigten Staaten in den 1930er Jahren: Harry J. Anslinger.
Reefer Madness: die Handlung
Die Kurzusammenfassung: Ein junger Mann namens Bill und seine Schwester Mary geraten in einen Strudel Cannabis-verschuldeter Kriminalität. Unter anderem kommt es zu Handgreiflichkeiten, die dazu führen, dass Bill der Mord an Mary angehängt wird. Die Gangsterbraut Blanche erklärt sich bereit, der Polizei zu helfen und Bill zu entlasten, aber sie ist so high, dass sie aus einem Fenster springt und stirbt. Bills Verurteilung wird rückgängig gemacht. Der eigentliche Haupttäter dreht vom Kiffen so durch, dass er katatonisch wird und in eine Heilanstalt für kriminelle Geisteskranke eingewiesen wird. Der Bösewicht wird eingesperrt. Die guten Jungs von der Polizei gewinnen. Und alle anderen bleiben erschüttert und verunsichert zurück. Das Unbehagen hält seit 90 Jahren an.
Cannabis als Rauschmittel
Viele Menschen assoziieren den amerikanischen Krieg gegen die Drogen mit US-Präsident Nixon in den 1970er Jahren. In Wirklichkeit begann er jedoch bereits in den 1920er Jahren mit dem Aufstieg von Harry J. Anslinger. Während der Prohibition waren dieAlkohol- und Rauschgiftbehörden für Korruption bekannt. Anslinger galt als unbestechlich. 1930 wurde er zum ersten Kommissar des US-Bundesamtes für Betäubungsmittel (engl. U.S. Federal Bureau of Narcotics) ernannt. Aber mit dem Ende der Prohibition hatte Anslinger keinen Feind mehr. Er stellte fest, dass der Cannabiskonsum in der schwarzen und hispanischen Bevölkerung vorherrschte, und fand hier seine neue Mission. Denn Anslinger war sowohl ein gottesfürchtiger Mann als auch ein Rassist.
There are 100,000 total marijuana smokers in the U.S., and most are Negroes, Hispanics, Filipinos and entertainers. Their Satanic music, Jazz and Swing result from marijuana use. This marijuana causes white women to seek sexual relations with Negroes, entertainers and any others… Reefer makes darkies think they’re as good as white men.
Harry J. Anslinger, Kommissar des U.S. Federal Bureau of Narcotics (1930-1962)
Mit dem Einfluss der amerikanischen Regierung im Rücken führte Anslinger einen umfassenden Krieg gegen das Kiffen. Er nutzte sowohl die Medien als auch den Film, um seine Botschaft zu verbreiten. Seine Arbeit gipfelte im Marihuana-Steuergesetz, also dem Marihuana Tax Act von 1937, der den Besitz oder Verkauf von Cannabis unter Strafe stellte. Es ist erwähnenswert, dass die amerikanische Ärzteschaft dieser Zeit gegen das Marihuana-Steuergesetz war.
Ganja: der Ursprung einer Religion
Das Wort „Ganja“ geht Hand in Hand mit der jamaikanischen Cannabiskultur. So sehr, dass viele Menschen Jamaika als den Geburtsort des Cannabiskonsums ansehen. Die Ursprünge der Kultur des Cannabiskonsums liegen jedoch in tibetischen, chinesischen und indischen Regionen. Cannabis fand seinen Weg nach Jamaika erst im 19. Jahrhundert als Teil des britischen Kolonialismus.
Bis in die 1830er Jahre schickten die Brit:innen Afrikaner:innen nach Jamaika, um auf den Zuckerplantagen der Insel zu arbeiten. Ein Aufstand afrikanischer Sklav:innen im Jahr 1838 beendete diese „Tradition“ und führte dazu, dass den Brit:innen die Arbeitskräfte ausgingen.
Um diese Lücke zu füllen, importierten sie Tausende von indischen Arbeiter:innen, die Haschisch mitbrachten. Sie waren es, die die ersten Marihuanasamen in jamaikanische Erde pflanzten. Und genau diese Mischung aus indischer und afrikanischer Kultur brachte Jamaikas einzigartige Ganja-Kultur hervor. Ganja ist eigentlich ein indisches Wort, abgeleitet aus dem Sanskrit.
Der Konsum von Ganja verbreitete sich schnell in den unteren Schichten Jamaikas und wurde, wie in vielen anderen Ländern, Anlass für einen Klassenkampf zwischen den Armen und den Behörden. Der Kampf war so erbittert, dass er eine Religion namens Rastafarianismus hervorbrachte. In dieser gilt Cannabis als heilig und wird in diverse Rituale eingebunden. Dank des Vermächtnisses von Bob Marley wurde Rastafari zu einer weltweiten Bewegung, die bis heute praktiziert wird. Im Jahr 2015 verabschiedete die jamaikanische Regierung den Dangerous Drugs Amendment Act mit dem Ziel, die mehr als ein Jahrhundert währende Diskriminierung von Ganja-Konsumenten zu beenden. Heute ist Jamaika ein Zentrum des Cannabis-Tourismus.
Weed und Cannabis-Medizin: Rückbesinnung
In den letzten 10 bis 20 Jahren hat sich die Sichtweise auf den Konsum von Weed kulturell verändert. Im Bewusstsein der Allgemeinheit ist Weed nicht mehr unbedingt ein direkter Link zu Drogensüchtigen und Straßendrogen. Menschen konsumieren Gras wegen seiner medizinischen Eigenschaften undbringenRegierungen und die medizinische Fachwelt dazu, ihre Haltung zu Cannabis zu überdenken.
Seit 2020 stuft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Cannabis nicht mehr als Klasse-I-Droge ein und entfernte es damit von der Liste der gefährlichsten Drogen wie Heroin. Die Empfehlung, Cannabis neu zu klassifizieren, basierte auf dem Ergebnis von Studien, welche die medizinischen Eigenschaften von Cannabis bestätigten.
Dieser Schritt erfolgte Jahrzehnte nach Prop 215, dem Compassionate Use Act (dt. Gesetz über Arzneimittel-Härtefall-Programme). Dieser verschaffte Patienten in Kalifornien 1996 zum ersten Mal Zugang zu medizinischem Marihuana. Heute ist medizinisches Cannabis in mehr als 30 US-Bundesstaaten erhältlich.
Des Weiteren forderte das US-Gesundheitsministerium (HHS: U.S. Department of Health and Human Services) im Sommer 2023 in einem Schreiben an die Drogenvollzugsbehörde (DEA: Drug Enforcement Agency) die Neuklassifizierung von Cannabis statt Klasse-I-Droge als Klasse-III-droge. Während einige diesen Schritt als dringend notwendig begrüßten, besteht kein Zweifel daran, dass dadurch ein bereits komplexer und fragmentierter Markt weiter verkompliziert wird. Ähnliche Veränderungen vollziehen sich auch in anderen Teilen der Welt. In 20 europäischen Ländern, darunter Deutschland, Portugal, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Polen, Dänemark, Schweden und Norwegen, gibt es inzwischen legale Zugangsmöglichkeiten zu medizinischem Cannabis.
Cannabis-Brownies von Brownie Mary
Mary Jane Rathburn alias Brownie Mary eröffnete 1992 die erste Cannabis-Abgabestelle, den San Francisco Cannabis Buyers Club. Die Eröffnung dieser Cannabis-Dispensary war ein Wendepunkt im Kampf um den Zugang zu medizinischem Marihuana in den 1990er Jahren.
Der San Francisco Cannabis Buyers Club verfolgte das Ziel, medizinisches Cannabis an Patienten zu verteilen, die von schweren Krankheiten betroffen waren, insbesondere HIV/AIDS-Patienten. In den 1990er Jahren gab es in Kalifornien einen deutlichen Anstieg von HIV/AIDS-Fällen, und viele der Betroffenen wandten sich an den Cannabis Buyers Club, um Schmerzen, Übelkeit und andere Symptome ihrer Erkrankungen zu lindern. Der Club bot seinen Mitgliedern eine breite Palette von Cannabisprodukten, darunter Blüten, Edibles wie Cannabis Brownies und Cannabis-Extrakte.
Heutzutage gibt es überall in den USA Cannabis-Abgabestellen, da über 30 Bundesstaaten den Zugang zu medizinischem Cannabis ermöglichen. Eine Umfrage aus dem Jahr 2022 zeigt, dass 88 Prozent der Amerikaner die Legalisierung von Cannabis unterstützen. Auch in Europa geht es voran. In einer Studie von 2022 sprachen sich mehr als die Hälfte der Menschen (55 Prozent) in acht verschiedenen EU-Ländern für die Legalisierung von Cannabis aus. Expert:innen sind deshalb überzeugt, dass dieser Wandel nicht mehr aufzuhalten ist.
Cannabis Social Club
Cannabis-Abgabestellen sind überall auf der Welt unterschiedlich geregelt, auch in Abhängigkeit davon, ob „nur“ medizinisches Cannabis oder auch Cannabis zu Freizeitzwecken legalisiert ist. Es kann sich um herkömmliche Apotheken, spezialisierte Cannabis-Apotheken, lizensierte Einzelhandelsgeschäfte oder auch spezielle Clubs handeln. Spanien war das erste Land das Cannabis Social Clubs eingeführt hat. Die Clubs werden sowohl von Freizeitkonsumenten als auch von medizinischen Nutzern in Anspruch genommen, da es in Spanien (noch) kein offizielles Programm für medizinisches Cannabis gibt. Die spanische Regierung erwägt Pläne, den Zugang zu medizinischem Cannabis über Krankenhausapotheken zu regeln.
Cannabispflanze: Kann sie süchtig machen?
Machen die in der Cannabispflanze enthaltenen Stoffe süchtig? Dies ist eine Frage, die den Konsum von Cannabis seit 80 Jahren begleitet. Um diese Frage zu erörtern, braucht es zunächst eine klare Definition von „Sucht“.
Addiction is the continued use of a substance or behavior despite harm to self and/or others. The Diagnostic Statistical Journal of Mental Disorders (DSM) has 11 criteria that can be broadly encompassed by the 4 C’s: control, compulsion, cravings and consequences. In other words, these are psychological and behavioral manifestations of consumptive patterns that is harmful to the individual and is continued despite that harm.
Dr. Anna Lembke, Suchtexpertin und Ärztin, Autorin von „Dopamine Nation“
Dr. Lembke weist darauf hin, dass im DSM nichts über Menge oder Häufigkeit steht, „but that doesn’t mean they don’t matter, they do“, sagt sie. Das Problem bei Rauschmitteln (mit Ausnahme von Alkohol) ist der Mangel an zuverlässigen Daten darüber, „wie viel zu viel ist“.
Lembke weist aber auch darauf hin, dass jede Sucht eher psychologischer als physischer Natur ist, und dies auf Cannabis ganz sicher zutrifft. Sie stellt fest, dass die psychologischen Auswirkungen der Sucht während des Entzugs auftreten und typischerweise Symptome wie erhöhte Angst, vermehrte Zwänge und Heißhungerattacken umfassen. Auch die Entzugssymptome sind im Allgemeinen also eher psychologischer als physischer Natur.
Was ist Cannabis? Eine Droge?
Der Begriff „Droge“ kann in verschiedenen Kontexten und Fachgebieten unterschiedliche Bedeutungen haben. Allgemein bezieht sich der Begriff auf Substanzen, die auf den menschlichen Körper oder Geist eine physiologische, psychologische oder psychoaktive Wirkung haben. Es ist wichtig zu beachten, dass der Begriff „Droge“ nicht unbedingt eine negative Konnotation haben muss. Medikamente, die von medizinischen Fachkräften zur Behandlung von Krankheiten und Gesundheitszuständen verschrieben werden, heißen im Fachjargon ebenfalls Drogen. Entsprechend ist auch Cannabis eine Droge.
Unerwünschte Nebenwirkungen wie Rauschzustände halten sich beim ärztlich begleiteten Gebrauch von medizinischem Cannabis erfahrungsgemäß in Grenzen. Denn hier wird mit Wirkstoff-standardisierten Präparaten und gemäß dem Motto „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“ gearbeitet.
Grundsätzlich ist es aber so, dass jeder längerfristige Cannabiskonsum zu Problemen führen kann. Expert:innen sehen die größten Probleme bei Langzeitkonsument:innen, die im vierten und fünften Lebensjahrzehnt Symptome entwickeln. Gleichzeitig ist allerdings bei vielen Gruppen von Cannabis-Patient:innen der Faktor Suchtrisiko angesichts des medizinischen Nutzens bei einer Therapieentscheidung zu vernachlässigen. Bestes Beispiel: Palliativpatient:innen.
Die besten Cannabis-Sorten: individuelle Erfahrung
Auf die Frage, welches die besten Cannabis-Sorten sind, gibt es keine pauschale Antwort. Cannabis-Ärzt:innen weisen immer wieder drauf hin, dass jeder Mensch anders auf Cannabis reagiert. Es gibt zwar gewisse Grundtendenzen, je nach Krankheitsbild eher Indica- oder Sativa-dominante Cannabissorten beziehungsweise eher CBD- oder THC-lastige Blüten zu verordnen, aber meist muss ein wenig herumprobiert werden, bis die patientenspezifisch optimale Sorte und Dosierung gefunden ist.
Bereits 1890 wies Sir J. Russell Reynolds, königlicher Leibarzt von Königin Victoria, auf die Subjektivität der Wirkung von Cannabis hin, die von der Empfindlichkeit der Patient:innen abhängt.
Ist eine Cannabis-Therapie sicher?
Der klare Vorteil von medizinischem Cannabis im Vergleich zu illegal gehandeltem Straßencannabis ist die standardisierte Qualität. Der Anbau von Marihuana für medizinische Zwecke unterliegt strengen Auflagen und sorgt unter anderem für zuverlässige THC- und CBD-Werte. Bei Straßencannabis, können sich Konsument:innen nie sicher sein, ob die Blüten womöglich verunreinigt und / oder womöglich mit synthetischen Cannabinoiden nachbehandelt sind. Auch bei selbst angebautem Cannabis lassen sich die Cannabinoid-Konzentrationen nur erahnen, denn sie hängen stark von den Wachstumsbedingungen ab.
Das pharmakologische Potenzial von Cannabis ist heute unbestritten. Vieles hat die Forschung mittlerweile herausgefunden, komplett entschlüsselt sind die Wirkmechanismen von Cannabis aber längst nicht. Und während es manchen Patient:innen erhebliche Vorteile bringt, spüren andere keine Veränderung durch eine Cannabis-Therapie oder müssen diese wegen zu starken Nebenwirkungen abbrechen.
Im Allgemeinen ist Cannabis als (zusätzliche) Behandlungsmethode bei folgenden Krankheiten anerkannt:
- Alzheimer
- Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
- HIV / AIDS
- Morbus Crohn
- Epilepsie und Krampfanfälle
- Glaukom
- Multiple Sklerose und Muskelkrämpfe
- schwere und chronische Schmerzen
- schwere Übelkeit oder Erbrechen aufgrund einer Krebsbehandlung
Mögliche unerwünschte Wirkungen bei Cannabis-Therapie können sein:
- erhöhte Herzfrequenz
- Schwindel
- beeinträchtigte Konzentration
- beeinträchtigtes Gedächtnis
- verlangsamte Reaktionszeiten
- erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall
- Gewichtszunahme
- möglicher Missbrauch
- mögliche negative Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
- Ängste / Paranoia
- Entzugssymptome nach Beenden der Cannabis-Behandlung
Bislang hat die US-amerikanische Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde (FDA: Food and Drug Administration) Cannabis nicht zur Behandlung von Krankheiten zugelassen. Sie hat jedoch Arzneimittel zugelassen, die die Cannabinoide Dronabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) in Form von Marinol bzw. Epidiolex enthalten.
CHS: Cannabinoid-Hyperemesis-Syndrom
Keine Droge ist ohne Risiken, und das Cannabinoid-Hyperemesis-Syndrom (CHS) ist eines davon. Das Syndrom kann durch regelmäßigen bzw. täglichen Cannabiskonsum verursacht werden kann. Dabei handelt es sich um einen Zustand, der zu wiederholten Anfällen von Übelkeit, Dehydrierung, Bauchschmerzen und schwerem Erbrechen führt. Hyperemesis bedeutet schweres Erbrechen.
Die Forscher:innen kennen die genaue Ursache von CHS noch nicht, aber es wird vermutet, dass es mit der Genetik oder einem Ungleichgewicht im Endocannabinoid-System zusammenhängt. Es tritt jedoch typischerweise bei Langzeitkonsumenten oder chronischen Cannabiskonsumenten auf, die seit ihrer Jugend konsumieren. Es ist schwierig, eine genaue Anzahl der Betroffenen zu erhalten. Aber es steht außer Frage, dass es sie gibt.
Menschen, bei denen CHS diagnostiziert wird, müssen den Cannabiskonsum sofort einstellen. Es gibt keine andere Behandlung für diesen Zustand. Sobald der Cannabiskonsum eingestellt wird, verschwinden die Symptome in der Regel vollständig.
Cannabis-Wirkung: therapeutische Anwendung von Gras
Es gibt unzählige Gras-Sorten. Die einen sind bekannt dafür, den Konsumenten zu motivieren. Andere Grassorten gelten als entspannend. Und es steht fest, dass Gras eine ganze Reihe von potenziellen therapeutischen Vorteilen bietet. In der medizinischen Realität werden die Anwendungsgebiete von Gras jedoch noch diskutiert, da die Forschung zu Cannabis relativ jung ist und immer noch neue Entdeckungen gemacht werden.
Wir wissen bereits, dass die wichtigsten Funktionen des ECS durch Endocannabinoide wie AEA und 2-AG gesteuert werden. Laufende Forschungsarbeiten zeigen, dass der therapeutische Nutzen von Cannabis nicht nur auf die direkte Wirkung der Cannabinoide zurückzuführen ist, sondern auch auf die indirekte Wirkung auf Cannabinoidrezeptoren.
Um die Bedeutung der Medizin auf Cannabinoid-Basis zu verstehen, ist es wichtig, die physiologischen Auswirkungen des ECS zu kennen. Es ist an vielen grundlegenden physiologischen Aktivitäten beteiligt, die die menschliche Gesundheit schützen. Dazu zählen:
- Neuroprotektion
- Schmerzregulierung
- Regulierung der motorischen Aktivität
- Neurogenese
- synaptische Plastizität
- Erinnerungsverarbeitung
- Immunreaktion
- entzündliche Reaktion
- Energiebilanz
Auf biologischer Ebene bedeutet dies, dass das ECS grundlegende Funktionen reguliert, wie zum Beispiel:
- Essen
- Stoffwechsel
- Wachstum
- Entwicklung
- Lernen
- Gedächtnis
- Fortpflanzung
In der klinischen Praxis gibt es bisher folgende potenzielle Indikationen für Arzneimittel auf Cannabisbasis:
- Alzheimer
- Parkinson
- Huntington-Krankheit
- Multiple Sklerose
- Amyotrophe Lateralsklerose
- Epilepsie
- Schmerz
- Abhängigkeit
- Drogenkonsum (Opiate, Tabak, Kokain)
- Angststörungen
Cannabis sativa, indica, ruderalis …
Cannabis, das in warmen, subtropischen Klimazonen hoch und schlank wächst und farbenfrohe Knospen für ein energetisches High produziert, wird traditionell als Cannabis sativa bezeichnet. Im Gegensatz dazu sind Indica-Sorten kleine, buschigere Pflanzen mit einer eher beruhigenden Wirkung. Heutzutage sind diese traditionellen Unterschiede durch jahrzehntelange Kreuzungen jedoch kaum noch vorhanden.
Züchter:innen sind immer auf der Suche nach neuen Sorten mit interessanten Merkmalen. Es gibt heute eine schier unendliche Menge an Hybriden, die die besten Merkmale ihrer Mutterpflanzen miteinander verbinden. Die Züchtung neuer Cannabislinien ist kein leichtes Unterfangen. Die Züchter:innen müssen wissen, wie man nach Geschmack und Aroma selektiert, und die spezifischen Wachstumsvoraussetzungen einzelner Sorten verstehen.
Im Allgemeinen unterteilen die Fachleute Cannabis sativa L. in vier Kategorien:
- Sativa: bevorzugt warme Klimazonen
- Indica: niedriger als Sativa mit kleinen und schmalen Blättchen
- Afghanica: bevorzugt kalte Klimazonen, kleine Pflanze
- Ruderalis: weniger als einen Meter hoch, Quelle für selbstblühende Samen
Heirloom-Sorten entstehen, wenn sich Cannabis-Sorten über Generationen in ihrer natürlichen Umgebung entwickeln. Landwirt:innen teilen und tauschen diese Cannabis-Landrassen als Bausteine für modernen Hybride. Bestimmte Landrassen wie Afghani, Jamaican, Colombian Gold, Panama Red, Durban Poison und Thai spielen eine große Rolle. In den 1970er Jahren wurde in Kalifornien und den Niederlanden mit der Kreuzung begonnen, was zu vielen berühmten Sorten führte, darunter Skunk, Northern Lights und Blueberry von DJ Short. Heute dienen Cannabis-Saatgutbanken als Genetik-Bibliotheken, in denen Hunderte von Graslinien aufbewahrt werden und die den Züchter:innen Samen zur Verfügung stellen.
Die Top 7 Cannabis-Saatgutbanken
Folgende Liste von Saatgutbanken umfasst meine persönliche Empfehlung und die Gewinner einer Umfrage der Sacramento Bee aus dem Jahr 2023 zu den besten Cannabis-Saatgutbanken:
- Green House Seed Company
- Herbies Seed Shop
- I LOVE GROWING MARIJUANA
- Seed Supreme
- Sensi Seeds
- Sonoma Seeds
- Sweet Seeds
Green House Seed Company
Die Green House Seed Company ist ein renommierter Akteur in der Welt des Cannabis-Anbaus und hat sich einen Namen für ihre hochwertigen Samen und ihr Engagement für nachhaltige Praktiken gemacht. Gegründet im Jahr 1985 von Arjan Roskam hat das Unternehmen seinen Sitz in Amsterdam, einem globalen Zentrum für Cannabis-Innovation und Kultur.
Green House Seed Company ist stolz darauf, eine beeindruckende Palette von Cannabis-Samen höchster Qualität anzubieten. Mit mehr als 40 Cannabis-Cup-Auszeichnungen und zahlreichen internationalen Anerkennungen ist die Expertise des Unternehmens in der Entwicklung einzigartiger Sorten unbestreitbar. Von Indica über Sativa bis zu Hybrid-Sorten deckt das Sortiment die Bedürfnisse von Anfänger:innen bis zu erfahrenen Züchter:innen ab.
Was Green House Seed Company besonders auszeichnet, ist ihr Engagement für nachhaltigen Cannabis-Anbau. Das Unternehmen setzt auf umweltfreundliche Anbaumethoden, einschließlich biologischer Landwirtschaft und umweltverträglicher Produktionsprozesse. Diese nachhaltige Herangehensweise spiegelt sich nicht nur in der Qualität der Produkte wider, sondern trägt auch zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks der Cannabis-Industrie bei.
Des Weiteren engagiert sich die Green House Seed Company auch stark für soziale Verantwortung. Durch verschiedene Initiativen unterstützt das Unternehmen Bildungs- und Entwicklungsprojekte in Ländern, in denen der Cannabisanbau einen bedeutenden Einfluss auf die lokale Wirtschaft hat. Dieses soziale Engagement trägt dazu bei, die positiven Auswirkungen der Cannabisindustrie auf lokale Gemeinschaften zu fördern.
Herbies Seed Shop
Herbies Seed Shop ist ein führender Anbieter von hochwertigen Cannabis-Samen mit einem beeindruckenden Ruf in der Welt des Anbaus und der Zucht. Mit einer mehr als 20-jährigen Erfahrung hat sich Herbies als zuverlässige Quelle für eine breite Palette von Cannabis-Sorten etabliert, die sowohl für Anfänger:innen als auch für erfahrene Züchter:innen geeignet sind.
Herbies Seed Shop bietet eine umfangreiche Auswahl an Cannabis-Samen, darunter Indica, Sativa, Hybrid- und Autoflowering-Sorten. Mit einer breiten Palette von Genetiken und Geschmacksrichtungen ermöglicht das Sortiment von Herbies eine individuelle Auswahl entsprechend den Bedürfnissen und Vorlieben der Kund:innen.
Das Unternehmen legt großen Wert auf die Diskretion und Sicherheit seiner Kund:innen. Herbies Seed Shop versendet weltweit und verwendet dabei diskrete Verpackungen, um die Privatsphäre der Empfänger:innen zu schützen. Die Bestellungen werden schnell und zuverlässig abgewickelt, und das Unternehmen hat sich einen Ruf für seinen hervorragenden Kundenservice erworben.
Herbies Seed Shop legt großen Wert auf Qualität und Authentizität seiner Produkte. Alle Samen stammen von renommierten Züchter:innen und werden sorgfältig ausgewählt, um höchste Keimfähigkeit und Potenz zu gewährleisten. Die Kund:innen können darauf vertrauen, dass sie Produkte von höchster Qualität erhalten, wenn sie bei Herbies bestellen. Von Anbauhinweisen bis zu spezifischen Sortenempfehlungen bietet das Unternehmen außerdem eine umfassende Beratung.
Herbies Seed Shop betont auch verantwortungsbewusste Geschäftspraktiken. Das Unternehmen fördert eine ethische und nachhaltige Cannabis-Kultur und setzt sich für die Förderung von Wissen und Verständnis über den Anbau von Cannabis ein.
I LOVE GROWING MARIJUANA
I LOVE GROWING MARIJUANA, kurz ILGM, ist ein renommiertes Unternehmen, das sich leidenschaftlich der Förderung und Unterstützung von Heimzüchter:innen in der Cannabisgemeinschaft widmet. Mit einem starken Fokus auf Qualität, Bildung und Kundenzufriedenheit hat sich dieses Unternehmen zu einem vertrauenswürdigen Partner für alle entwickelt, die ihre eigenen hochwertigen Cannabis-Pflanzen anbauen möchten.
Das Herzstück von ILGM ist die Bereitstellung umfassender Ressourcen für Heimzüchter:innen aller Erfahrungsstufen. Von Anbauanleitungen über Tipps zur Pflanzenpflege bis hin zu Expertenratschlägen bietet das Unternehmen eine Fülle von Informationen, die es selbst Anfänger:innen ermöglichen, erfolgreich ihre eigenen Cannabis-Pflanzen zu ziehen.
I LOVE GROWING MARIJUANA bietet eine beeindruckende Auswahl an qualitativ hochwertigen Cannabis-Samen. Sämtliche Samen werden von erstklassigen Züchter:innen sorgfältig ausgewählt, um sicherzustellen, dass sie den höchsten Standards entsprechen. Die Vielfalt der verfügbaren Sorten ermöglicht es den Kund:innen, genau die richtigen Samen für ihre Bedürfnisse und Vorlieben auszuwählen. Diskretion und Datenschutz haben oberste Priorität. Das Unternehmen versendet weltweit in neutraler Verpackung, um die Privatsphäre seiner Kund:innen zu schützen.
I LOVE GROWING MARIJUANA fördert zudem eine lebendige Gemeinschaft von Heimzüchter:innen. Über Foren, soziale Medien und Online-Plattformen fördert das Unternehmen den Austausch von Erfahrungen, Wissen und Tipps zwischen Gleichgesinnten. Die Gemeinschaftsunterstützung spielt eine entscheidende Rolle dabei, dass sich Züchter:innen gegenseitig inspirieren und erfolgreich sein können.
Sativa vs. Indica: Was macht Cannabis mit dem Gehirn?
Wenn Konsument:innen die Gegenüberstellung Sativa vs. Indica diskutieren, geht es weniger um botanische Fakten oder wissenschaftliche Erkenntnisse als um bestimmte Auswirkungen auf Körper und Geist, die diesen beiden Cannabis-Kategorien zugesprochen werden.
Nach dieser Theorie geht man davon aus, dass Sativa-Sorten eher auf den Geist wirken und Wachsamkeit, Konzentration und Fokus steigern, während Indica-Sorten eher auf den Körper wirken und zu einem Gefühl der Entspannung führen. Daher kommt auch der Begriff „Couch-Lock“, denn Indica-Cannabis kann so sedierend sein, dass Anwender:innen im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr von der Couch hochkommen.
Ob man nun die Wirkung von Sativa oder Indica bevorzugt, ist Geschmackssache. Da THC jedoch CB1-Rezeptoren in der Großhirnrinde, im Kleinhirn und in den Basalganglien aktiviert, steht außer Frage, dass THC die Fähigkeit hat, bestimmte Auswirkungen auf das Gehirn zu haben. Und diese Teile des Gehirns sind von grundlegender Bedeutung für das menschliche Wachstum, die Entwicklung und das Wohlbefinden.
Cannabis-Wirkung: Gehirn
Funktionen der Großhirnrinde | Funktionen des Kleinhirns | Funktionen der Basalganglien |
Sprache Gedächtnis Logik Denken Lernen Entscheidungsfindung Emotionen Intelligenz Persönlichkeit | Kontrolle der Muskeln Gleichgewicht Bewegung Sprachverarbeitung Gedächtnis Sehen | freiwillige motorische Kontrolle Lernen emotionale Reaktion Motivation und Belohnungssystem |
Ihre Funktionsweise zu erläutern, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Ein kurzer Blick auf die Störungen, die mit diesen Hirnarealen zusammenhängen, verdeutlicht jedoch ihre Rolle. So ist beispielsweise Ataxie ein Hauptsymptom für eine Funktionsstörung des Kleinhirns, die zu verschwommenem Sehen, Müdigkeit sowie Schwierigkeiten beim Schlucken und der Muskelkontrolle führt. Dysfunktionen der Basalganglien stehen sowohl mit der Parkinson- als auch mit der Huntington-Krankheit in Zusammenhang.
Indica vs. Sativa: Botanik
Botanisch gesehen ist Cannabis sativa L. die Gattung, während Cannabis sativa und Cannabis indica zwei Arten sind (Hanf ist eine weitere Art). Cannabis-sativa-Pflanzen wachsen in subtropischen Klimazonen und sind hochgewachsen mit breiten Blättern.
In den 1960er Jahren entdeckten westliche Reisende auf dem Hippie-Trail von Europa nach Indien Indica-Pflanzen. Auf den ersten Blick war offensichtlich, dass sich diese Pflanzen von Cannabis sativa unterscheiden. Indica-Pflanzen wachsen in kälteren Klimazonen, sind kompakter, kräftiger und haben kleinere Blätter. Jahrhundertelang verwendeten die Ureinwohner:innen Zentralasiens diese Pflanzen zur Herstellung von Haschisch und Charas.
Lange Zeit wurde Charas in westlichen Ländern mit Haschisch verwechselt, aber es gibt einen Unterschied: Während Haschisch aus geernteten Cannabispflanzen hergestellt wird, wird Charas aus lebenden Pflanzen gewonnen. Dieser Brauch stammt aus der Himalaya-Region in Indien.
Charas wird hergestellt, indem man die Hände an reifen Blüten reibt und dann das Harz von Handflächen und Fingern abkratzt – ein zeitaufwendiger Prozess. Was Charas so faszinierend macht, ist die Tatsache, dass es aus mehreren Pflanzen hergestellt wird (d. h. aus einer Vielzahl von Phänotypen, wenn nicht sogar verschiedenen Weed-Sorten), was ihm einen einzigartigen Geschmack und eine einzigartige Wirkung verleiht.
Nutzer:innen berichten, dass die Wirkung nicht mit der typischen Wirkung von Cannabis vergleichbar ist, sondern sich anfühlt, als ob „Gott dein Herz umarmt“. Hierbei ist nicht die Unterscheidung zwischen Indica und Sativa interessant, sondern die potenziellen Vorteile einer Mischung verschiedener Gras-Sorten.
Afghani: die Geburt der Kreuzungen
Afghani ist eine sogenannte Weed-Landrasse. Es handelt sich um eine Landrasse, die ursprünglich aus Regionen in Afghanistan, Nordpakistan und Nordwestindien stammt, die sich über die Hindukusch-Bergkette erstrecken. Die Afghani-Landrasse wurde von Reisenden auf dem Hippie-Trail in den 1960er Jahren entdeckt und von ihnen in die ganze Welt mitgenommen.
Die Afghanica-Sorte sah für die Reisenden, die ihr zum ersten Mal begegneten, sehr ungewöhnlich aus. Im Gegensatz zu den tropischen Sativas, an die sie gewöhnt waren, war diese Pflanze kleiner, kräftiger und buschiger. Sie erzeugte auch eine andere Art von Rausch – mit einer ausgeprägteren Wirkung auf den Körper der Konsument:innen, eine regelrecht sedierende Wirkung.
Die Reisenden erfuhren, dass die Einheimischen in Afghanistan diese Pflanzen zur Herstellung von Haschisch verwendeten, einem dunklen, klebrigen Harz, das einen noch stärkeren Rausch erzeugte. Zurück in Amerika und Europa wurden die afghanischen Sorten daher als „Haschischpflanzen“ bekannt.
In den 1970er Jahren versuchten Meisterzüchter:innen auf beiden Seiten des großen Teichs, Sorten aus Sativa-Samen zu züchten, die an das subtropische Klima gewöhnt waren. Nach dem Transport in die kälteren Klimazonen Nordamerikas und Europas wuchsen diese jedoch nicht gut, sondern entwickelten schwache Pflanzen.
Mit der Entdeckung der afghanischen Landrasse, die an kältere Klimazonen gewöhnt war, wurde es möglich, in Nordamerika und Europa anzubauen. Durch die Kreuzung von Pflanzen konnten Cannabis-Hybride erzeugt werden, die für den Anbau in westlichen Klimazonen bestens geeignet waren.
Kush: die Indoor-Originale
Kush ist wahrscheinlich eine der am meisten angebauten Sorten der Welt und eine der berühmtesten Cannabissorten überhaupt. Ihr Erscheinen in der zeitgenössischen Cannabiskultur ist ein Ereignis, um das sich viele Geschichten ranken. Bekannt ist, dass US-amerikanische Cannabiszüchter:innen in den 1980er Jahren durch den Druck der Behörden gezwungen waren, in geschlossenen Räumen anzubauen. Ausgerüstet mit leistungsstarken Indoor-Beleuchtungsanlagen starteten die Grower eine Indoor-Revolution, die eine Vielzahl neuer Hybride hervorbrachte. Eine dieser neuen Sorten war OG Kush. Meisterzüchter Matt „Bubba“ Berger gilt als einer der Paten der legendären OG Kush.
Es wird gemunkelt, dass Berger in den Besitz einiger Northern Lights kam, die er zur Schaffung eines Phänotyps namens Bubba verwendete. Später kreuzte er diese mit einer anderen Sorte namens Kush und nannte die Nachkommenschaft OG Kush.
Die Existenz der Sorte blieb jahrelang unbekannt. Das änderte sich erst in den 1990er Jahren, als Berger nach Kalifornien zog und mit einem anderen Züchter namens Josh D. ein Geschäft eröffnete. OG Kush erwies sich als schwierig anzubauen, denn sie war anfällig für Schimmel und Schädlinge. Aber mit der Zeit fanden sie die richtige Balance und schickten Klone an andere Grower. Ab da dauerte es nicht lang und OG Kush war überall.
Die Anziehungskraft von Kush liegt in ihrem duftenden Aroma, einer Mischung aus Zitrone, Kiefer und Benzin, und in ihrer potenten Wirkung. Im Durchschnitt enthält OG Kush etwa 18 Prozent THC. Sie ist die Mutter vieler hybrider Nachkommen, darunter Girl Scout Cookies, Headband, Tahoe OG Kush und Ghost OG Kush.
Skunk: der Duft von OG
Heutzutage ist Skunk ein Sammelbegriff für wirkstarke Marihuanablüten mit stechendem Geruch und hohem THC-Gehalt geworden. Die Geschichte besagt, dass Skunk in den 1970er Jahren von einer Züchter-Gruppe namens Sacred Seeds Collective unter der Leitung von Sam the Skunkman (richtiger Name: Dave Watson) gezüchtet wurde. Sie wollten eine Sorte mit berauschendem Aroma kreieren und erreichten dies durch die Kreuzung von Colombian Gold mit Acapulco Gold und einer reinen Afghani-Landrasse.
Mitte der 80er Jahre landete der Skunkman mit einigen seiner Skunk-Samen in Amsterdam. Die neue Sorte wurde von der kleinen Gemeinschaft der Grower in den Niederlanden begeistert aufgenommen, und schon bald wehte der einzigartige berauschende Geruch von Skunk aus den Coffeeshops in Amsterdam.
Die holländischen Züchter:innen liebten diese Sorte, weil sie einfach anzubauen war und potente Blüten mit harzigen Knospen hervorbrachte. Aufgrund der hohen Erträge und des hohen THC-Gehalts wurde Skunk schnell zum Liebling der Grower.
Super Skunk, Cheese, Jack Herer, Sour Diesel und Super Silver Haze sind Abkömmlinge der Skunk. Konsument:innen berichten von einem Gefühl der Entspannung und erhöhter Kreativität.
Haze: die Geburt einer Legende
Es kursieren verschiedene Geschichten über die Entstehung der Haze-Sorte. Die populärste Erklärung ist, dass die Haze-Brüder in Zusammenarbeit mit Sam the Skunkman diese Sorte in den 1970er Jahren kreierten. Einige Cannabis-Enthusiasten bezweifeln allerdings die Existenz der Haze-Brüder und nehmen diese Theorie daher nicht für bare Münze.
Um diese legendäre Sorte zu kreieren, sollen zunächst drei Sativa-Sorten gekreuzt worden sein: eine Landrasse unbekannter Herkunft, eine reine mexikanische Sativa und eine kolumbianische Landrasse. Daraufhin wurden die besten neuen Phänotypen ausgewählt und mit einer Landrasse aus Thailand gekreuzt. So entstand die Original Haze – 100 Prozent Sativa.
Die Original Haze erwies sich als sehr stabil. Sam arbeitete erneut mit Sacred Seeds Collective zusammen und 1976 waren die ersten Original-Haze-Samen am Markt. Bei den Konsument:innen punktet Original Haze mit ihrem Duft, der holzige Noten und Zitrusfrüchte vereint, sowie einer ausgeprägten Wirkung, die für manche an Psychedelik grenzt. Die Verfügbarkeit von Haze-Sorten hängt heute sehr stark von der geografischen Lage ab. Denn Haze ist eine Outdoor-Pflanze und damit für viele Anbauorte keine Option.
White Widow: die nächste Generation
Es gibt vermutlich – zumindest im Recreational-Bereich – nur wenige Cannabiskonsument:innen, die noch nie von White Widow gehört haben. Diese berühmt-berüchtigte Sorte tauchte erstmals in den 1990er Jahren an der Bildfläche auf. Damals dominierten Skunk, Northern Lights und Haze die Underground-Cannabisszene. Als White Widow 1995 eingeführt wurde, gewann sie den High Times Dutch Cup und wurde schnell zu einem Favoriten in den niederländischen Coffee Shops.
Die Ursprünge dieser Sorte lassen sich zu einem niederländischen Züchter namens Ingemar De Sjamaan zurückverfolgen, der in den 1980er Jahren aktiv war. Zu dieser Zeit erlaubten die Gesetze in den Niederlanden den Anbau von Cannabis für die Saatgutproduktion und machten es möglich, Felder mit Cannabis ohne Beeinträchtigung durch die Behörden zu bewirtschaften.
Ingemar produzierte sechs Ernten (F6), bevor er sich schließlich für die Sorte entschied, aus der White Widow entstehen sollte. Er züchtete auch die Strains Great White Shark und Peacemaker. Schließlich gab Ingemar die Rechte zum Verkauf seines Saatguts an eine niederländische Saatgutbank, Green House Seeds, ab.
White-Widow-Samen sind bis heute bei Green House Seeds erhältlich, wo die Sorte als eine Kreuzung zwischen brasilianischen und südindischen Sorten aufgeführt ist. Sie besteht zu 40 Prozent aus Sativa und zu 60 Prozent aus Indica und hat einen THC-Gehalt von mehr als 25 Prozent. Ihr Rausch soll sowohl entspannend als auch belebend sein.
Strain Hunter und ihr Cannabis-Vermächtnis
Die Cannabisindustrie wäre ohne die unermüdliche Arbeit der Strain Hunter nicht das, was sie heute ist. Diese Marihuana-Anthropolog:innen reisen um dieganze Welt und suchen nach begehrten Landrassen, um verschiedene genetische Linien von Cannabis, Indica und Sativa und alles dazwischen, zu finden und zu bewahren.
Ihrer Arbeit ist es zu verdanken, dass wir heute Zugang zu großen Cannabis-Saatgutbanken haben. Die ersten bekannten Strain Hunter kamen aus den Niederlanden, darunter Nevil Schoenmakers und Ben Dronkers, die beide später Saatgutbanken gründeten. Sensi Seeds, gegründet von Dronkers, ist heute eine der bekanntesten Saatgutbanken der Welt.
Wenn man bei Google nach „Strain Hunter“ sucht, kommt man aber auch an folgenden beiden Namen nicht vorbei: Arjan Roskam und Franco Loja. Sie veröffentlichten 2008 eine Video-Reihe auf YouTube, in der sie mit ihrer Crew verschiedene Landrassen in Marokko, Malawi, Indien, Jamaika und dem Kongo aufspürten.
Roskam war als Teenager in Asien unterwegs, als er in einem kleinen Dorf auf Cannabis stieß, das zur Behandlung von Opiumsucht verwendet wurde. Es heißt, der Medizinmanndes Dorfes gab Roskam einige Cannabis-Samen, und der reiste mit einem neuen Lebensziel weiter: Cannabis anbauen. In den 1990en eröffnete Roskam einen Coffeeshop in Amsterdam und später eine Cannabis-Saatgutbank: die Green House Seed Company, die berühmte Sorten wie Himalaya Gold, Great White Shark und White Rhino produziert.
Im Jahr 2013 lud Roskam VICE Media zu einer Reise nach Kolumbien ein und ernannte sich selbst zum König des Cannabis. Heute hat die Show mehr als 19 Millionen Aufrufe auf YouTube.
Hanf: die vielseitigste Pflanze der Welt
Hanf ist eine unglaublich vielseitige und funktionelle Pflanze, die von den Menschen seit Jahrtausenden angebaut wird. Tatsächlich war sie um 8.000 v. Chr. eine der ersten Pflanzen, die von Menschen angebaut wurde. Die Chinesen beispielsweise kultivierten sie schon vor mehr als 4.000 Jahren, um Seile, Kleidung und Papier daraus herzustellen.
Man schätzt, dass Hanf heute für die Herstellung von mehr als 20.000 Produkten verwendet werden kann, was die Hanfpflanze zur wahrscheinlich vielseitigsten Pflanze auf unserem Planeten macht. Einige der modernen Anwendungen von Hanf stellen wir nachfolgend kurz vor.
Hanffasern
Die Fasern der Stängel von Hanfpflanzen werden zur Herstellung von Hanftextilien verwendet. Hanfstoffe sind langlebig, atmungsaktiv und umweltfreundlich. Sie werden für Kleidung, Bettwäsche, Taschen und andere Textilprodukte eingesetzt. Aufgrund ihrer Reißfestigkeit und Langlebigkeit werden Hanffasern seit jeher zur Herstellung von Seilen, Schnüren und Seilnetzen verwendet.
Hanffasern eignen sich auch zur Herstellung von Papier. Hanfpapier ist sehr resistent gegenüber Zersetzung und kann für hochwertige Druckerzeugnisse, Bücher und Verpackungsmaterialien verwendet werden.
Hanffasern werden heute zudem zu Dämmstoffen verarbeitet, die in der Bauindustrie zur Wärme- und Schalldämmung eingesetzt werden. In Kombination mit Kalk und Wasser beispielsweise wird Hanf zur Herstellung von Hanfbeton verwendet werden, der in der Baubranche für leichte und isolierende Baustoffe eingesetzt wird.
Hanfstängel können als Rohstoff für die Herstellung von biologisch abbaubaren Kunststoffen dienen. Aus Hanf werden beispielsweise biologisch abbaubare Folien und Verpackungsmaterialien hergestellt.
Hanfsamen
Hanfsamen sind eine reichhaltige Quelle von Nährstoffen, einschließlich Protein, gesunden Fetten und Ballaststoffen. Sie werden in einer Vielzahl von Lebensmitteln verwendet, wie Müslis, Joghurts, Smoothies, Backwaren, Salaten und Riegeln. Hanfsamen können auch als Topping für verschiedene Gerichte dienen.
Hanfsamen werden nicht nur in der Lebensmittelindustrie, sondern auch in der Tierfutterproduktion genutzt, insbesondere für Haustiere wie Hunde und Pferde. Sie sind reich an Nährstoffen und können die Gesundheit von Tieren fördern.
Hanfsamen werden zur Gewinnung von Hanföl verwendet. Dieses Öl ist reich an essentiellen Fettsäuren, insbesondere Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, und hat einen milden, nussigen Geschmack. Es wird in der Küche für Salate, Saucen und Dressings verwendet. Zudem findet Hanföl in der Hautpflege und Kosmetikindustrie Anwendung. Hanfsamenöl und -extrakte werden in der Herstellung von Hautpflegeprodukten wie Lotionen, Cremes und Seifen verwendet, da sie feuchtigkeitsspendende und pflegende Eigenschaften haben.
Hanföl ist auch in Form von Nahrungsergänzungsmitteln erhältlich, flüssig oder als Kapseln. Sie dienen als Quelle für Omega-3-Fettsäuren und Proteine. Hanfsamen werden ebenfalls zu Proteinpulver verarbeitet, das eine pflanzliche Proteinquelle darstellt und in Shakes und Smoothies zur Unterstützung des Muskelaufbaus und der Ernährung im Allgemeinen verwendet wird.
Hanfwurzeln
Hanfwurzeln haben lange Fasern, die tief in den Boden eindringen und zur Lockerung und Belüftung des Bodens beitragen. Dies kann die Bodenqualität verbessern und die Wasseraufnahme fördern. Hanfpflanzen werden manchmal in der Landwirtschaft angebaut, um als Zwischenfrucht den Boden zu schonen und zu verbessern.
Hanfwurzeln haben außerdem die Fähigkeit, Schwermetalle und andere Verunreinigungen aus dem Boden aufzunehmen. Dieser Prozess wird als Phytoremediation bezeichnet und kann dazu beitragen, kontaminierte Böden zu reinigen. Allerdings sollte beachtet werden, dass Hanf, wie andere Pflanzen auch, die auf diese Weise Schadstoffe aufnehmen, nicht für den menschlichen Verzehr oder die Tierfütterung geeignet ist.
Cannabinoide
Neue Beweise zeigen nicht nur, dass die Cannabispflanze vor mehr als 28 Millionen Jahren auf dem osttibetischen Plateau entstand, sondern auch, dass schon vor 2.000 Jahren Menschen Cannabis wegen seiner berauschenden Dämpfe in speziellen Gefäßen verbrannten.
Schätzungen zufolge konsumieren heute weltweit mehr als 150 Millionen Menschen Cannabis. Üblicherweise werden Menschen ohne ärztliche Cannabis-Verordnung als Freizeitkonsumenten eingestuft. Doch das wachsende Wissen über den therapeutischen Nutzen von Cannabinoiden lässt uns die Vielseitigkeit von Cannabis besser verstehen.
In der Tat zeigen neuere Untersuchungen, dass regelmäßige Cannabiskonsument:innen nicht nur gesundheitsbewusst sind, sondern auch besser in Form als Nichtkonsument:innen. In einer von der Universität Madrid durchgeführten Studie wurde gezeigt, dass Cannabiskonsument:innen einen besseren Body-Mass-Index und weniger Probleme mit Cholesterin, zu hohem Blutdruck, chronischen Krankheiten und Depressionen haben.
Cannabinoide haben in der Geschichte der Menschheit eine so große Rolle gespielt, dass sie Dr. Raphael Mechoulam in den 1990er Jahren zur Entdeckung des Endocannabinoid-Systems inspirierten. Und im Jahr 2004 stellte der Neurologe Dr. Ethan Russo die Hypothese auf, dass ein Mangel an Endocannabinoiden die Ursache für eine Reihe von Erkrankungen sein könnte, darunter Reizdarmsyndrom, Fibromyalgie, klinische Depression, PTBS, Autismus und Alkoholismus.
Aber was genau sind Cannabinoide? Und was ist Delta-9? In aller Kürze: Delta-9 ist die Abkürzung für Delta-9-Tetrahydrocannabinol, die wichtigste psychoaktive Verbindung in der Cannabispflanze, das Cannabinoid, das dafür verantwortlich ist, dass Konsument:innen high werden.
Delta-9-THC: Cannabinoide und die psychische Gesundheit
Der Begriff Delta-9-THC ist die wissenschaftliche Bezeichnung für das psychoaktive Cannabinoid in Cannabis und steht im Zusammenhang mit der therapeutischen Verwendung von Cannabis. Die Forschung hat gezeigt, dass das Endocannabinoid-System (ECS) im ganzen Körper zu finden ist und dazu dient, viele biologische Funktionen im Gleichgewicht und in optimaler Gesundheit zu halten.
Das ECS ist von so grundlegender Bedeutung für die menschliche Gesundheit, dass es die Neuroplastizität beeinflusst, den Alterungsprozess und neurodegenerative Erkrankungen verhindert und auch das emotionale Wohlbefinden bestimmt, was Auswirkungen auf die psychische Gesundheit hat. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse hierzu sind zwar relativ neu, die Idee an sich ist es aber nicht.
Forscher:innen auf der ganzen Welt untersuchen den Nutzen von Medikamenten auf Cannabinoidbasis für die Behandlung von Krankheiten wie Depressionen, Angstzuständen und posttraumatischen Belastungsstörungen. Schon in dem alten hinduistischen Text Atharva Veda, der 1.200 bis 800 v. Chr. verfasst wurde (die Veden sind religiöse Texte des Hinduismus), wird Cannabis als „heiliges Gras“ bezeichnet, eine der fünf heiligen Pflanzen Indiens. Zur Erinnerung: Nach der Ayurveda-Medizin werden Krankheiten durch ein Ungleichgewicht oder Stress im Bewusstsein eines Menschen verursacht.
In einer von New Frontier Data im Jahr 2021 durchgeführten Untersuchung wurde nach Gründen für die Verwendung von Produkten mit Delta-9-THC gefragt. Über alle Bevölkerungsgruppen hinweg war „Entspannung“ bei den Befragten der Hauptgrund. In den USA und Kanada entwickeln viele Marken Produktlinien, die diesem Bedürfnis nachkommen. Ein Beispiel ist High Priestess, eine amerikanische Marke, die sich an Frauen richtet und mit dem Slogan „herbal wellness for higher spirits“ wirbt.
CBD: die heilende Kraft des Hanfs
CBD-Produkte haben in den letzten zehn Jahren die Welt im Sturm erobert. Was ist CBD? Es handelt sich um Cannabidiol, eines der wichtigsten Cannabinoide in der Cannabispflanze, zusammen mit Tetrahydrocannabinol (THC). CBD war das erste Cannabinoid, das identifiziert und 1963 von Dr. Raphael Mechoulam isoliert wurde.
Es ist also keine neue Entdeckung. Aber die aktuelle Popularität von CBD hat die Einstellung zu Cannabis verändert. Da als Nutzhanf üblicherweise THC-arme, aber dafür CBD-reiche Sorten angebaut werden, ist ein neuer Markt für Cannabisprodukte aus Hanf entstanden ist.
Über Jahrzehnte haben THC-reiche Grassorten den Cannabismarkt dominiert. In den späten 1990er und frühen 2000er Jahren erwachte jedoch das Interesse an den anderen Cannabinoiden, die in Cannabis enthalten sind, insbesondere an CBD. Die Arbeit von Dr. Geoffrey Guy in Großbritannien und Project CBD in den USA haben dieses Interesse aufgegriffen. Beide Teams begannen mit der Züchtung von Sorten mit höherem CBD-Gehalt.
Cannabidiol: Sam Nussbaum und Charlotte Figi
Die Geschichten zweier Familien brachte CBD ins Rampenlicht. Sam Nussbaum und Charlotte Figi waren beide Kinder, die an schweren Formen von Epilepsie litten. Ihre Eltern suchten verzweifelt nach effektiven Behandlungsmöglichkeiten. Als sie entdeckten, dass CBD ihren Kindern wie kein anderes Medikament helfen konnte, machte das weltweit Schlagzeilen.
Die Gebrüder Stanley entwickelten das CBD-Öl Charlotte’s Web speziell für die Behandlung von Charlotte und brachten damit den Stein ins Rollen. Weitere Unternehmen stiegen in den Markt ein und heute ist CBD-Öl in den meisten Ländern weltweit erhältlich, in den meisten Gebieten allerdings noch nicht behördlich reguliert. Epidiolex ist das einzige von der FDA als Arzneimittel zugelassene CBD-Öl der Welt.
CBD-Öl Epidiolex
Epidiolex, entwickelt vom britischen Pharmaunternehmen GW Pharmaceuticals, repräsentiert einen bedeutenden Fortschritt in der medizinischen Anwendung von Cannabidiol (CBD). Dieses Medikament hat die Zulassung der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) erhalten und ist damit das erste zugelassene Arzneimittel, das auf CBD basiert. Cannabidiol ist der Hauptbestandteil von Epidiolex ist.
Epidiolex wurde speziell für die Behandlung von zwei seltenen und schwerwiegenden Formen von Epilepsie, dem Dravet-Syndrom und dem Lennox-Gastaut-Syndrom, zugelassen. Diese Erkrankungen manifestieren sich oft in der Kindheit und sind bekannt für ihre unkontrollierten und schwer zu behandelnden epileptischen Anfälle.
Die Zulassung von Epidiolex basierte auf umfangreichen klinischen Studien, die vielversprechende Ergebnisse für Patient:innen mit Dravet-Syndrom und Lennox-Gastaut-Syndrom zeigten. Das Medikament hat sich als wirksam erwiesen, indem es die Häufigkeit von Anfällen signifikant reduziert und die Lebensqualität der Patient:innen verbessert.
Epidiolex wurde umfassend auf Sicherheit getestet und hat ein akzeptables Nebenwirkungsprofil. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Schläfrigkeit, reduzierte Appetit, Durchfall und erhöhte Leberenzymwerte. Es ist wichtig zu beachten, dass Epidiolex in der Regel in Verbindung mit anderen Medikamenten verschrieben wird.
Die Zulassung von Epidiolex hat die Tür für weitere Forschung und Entwicklungen im Bereich der medizinischen Anwendung von CBD geöffnet. Es gibt laufende Studien, die die Wirksamkeit von CBD in der Behandlung von anderen neurologischen Erkrankungen, wie beispielsweise Autismus und Schizophrenie, untersuchen.
Epidiolex repräsentiert nicht nur einen medizinischen Durchbruch in der Behandlung von schweren Formen der Epilepsie, sondern eröffnet auch neue Perspektiven für die Erforschung von Cannabidiol in der Medizin. Die Zulassung dieses Medikaments markiert einen wichtigen Schritt hin zu einem tieferen Verständnis der therapeutischen Potenziale von CBD und seiner Rolle in der Behandlung verschiedener neurologischer Erkrankungen.
CBN: noch ein Cannabinoid
THC und CBD sind nicht die einzigen nennenswerten Cannabinoide in Cannabis. CBN ist nur ein weiteres, das zunehmend Aufmerksamkeit auf sich zieht: Quasi täglich werden neue wissenschaftliche Erkenntnisse publik. So enthüllt eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2023 zahlreiche mögliche Anwendungsfelder für Cannabinoide wie THCV, CBDV, CBC, CBM und CBN.
Die aus Polen stammende Studie fand Beweise dafür, dass diese vergleichsweise unbekannten Cannabinoide eine ganze Reihe pharmakologisch wertvoller Eigenschaften haben: Sie sind unter anderem entzündungshemmend, schmerzlindernd, antimikrobiell und juckreizstillend. Die Forscher:innen der Studie vermuten, dass diese Cannabinoide speziell bei Hautkrankheiten wie Ekzemen und Schuppenflechte eingesetzt werden könnten.
Die Tabelle bietet einen Kurzüberblick zu den genannten Cannabinoiden.
Cannabinoid | Abkürzung | Eigenschaften |
Cannabinol | CBN | beruhigend, krampflösend |
Cannabidivarin | CBDV | entzündungshemmend, krampflösend, gegen Übelkeit |
Cannabidiphorol | CBDP | entzündungshemmend, schmerzlindernd, gegen neurologische Störungen |
Cannabichromen | CBC | schmerzstillend, angstlösend, entzündungshemmend, antioxidativ |
Tetrahydrocannabivarin | THCV | Stoffwechsel-regulierend, appetithemmend, gegen Fettleibigkeit und Diabetes Typ 2 |
Cannabigerolsäure | CBGA | schmerzstillend, antibakteriell, entzündungshemmend |
Cannabigerol | CBG | antioxidativ, entzündungshemmend, antitumoral, neuroprotektiv, dermatologisch |
Cannabimovon (neues aus Hanf gewonnenes Cannabinoid) | CBM | Antidiabetikum |
Cannabielsoin (abgeleitet von CBD) | CBE | Anti-Angstmittel, schmerzlindernd |
Jedes dieser Cannabinoide ist individuell vielversprechend. CBC zum Beispiel hat sowohl entzündungshemmende als auch antioxidative Eigenschaften und könnte nützlich in der Behandlung von Akne sein. Gleiches gilt für das Cannabinoid THCV mit seinen entzündungshemmenden und antibakteriellen Eigenschaften. Am vielversprechendsten für die Behandlung von Hautkrankheiten gilt jedoch CBN.
THC: die Forschung
THC steht für Delta-9-Tetrahydrocannabinol, eines der Cannabinoide, die in der Cannabispflanze vorkommen. THC ist zusammen mit Cannabidiol (CBD) das am besten erforschte Cannabinoid. Die wichtigste Frage für Forscher zu Beginn war: Wie wirkt Cannabis? Wie bewirkt es, dass eine Person „high“ wird?
Obwohl die Geschichte der Cannabispflanze bis ins Altertum zurückreicht, wurde THC erst 1964 entdeckt und CBD ein Jahr zuvor, 1963. Dr. Raphael Mechoulam, ein israelischer Biochemiker, leitete diese Forschung. Er kam zu dem Schluss, dass es einen Mechanismus geben muss, um Cannabinoide wie THC und CBD zu aktivieren, damit sie eine Wirkung auf das menschliche Nervensystem haben.
In den 1980er und 90er Jahren arbeiteten verschiedene Forschungsteams an der Beantwortung dieser Frage. Ein Team der Universität St. Louis erzielte den ersten Durchbruch, als es entdeckte, dass Cannabinoide über G-gekoppelte Proteine wirken.
Die Herstellung von hochwirksamem Cannabis durch Pfizer war für die Forschung von entscheidender Bedeutung, da sie es den Wissenschaftlern ermöglichte, die Wirkungsweise von Cannabinoiden im Körper besser nachzuvollziehen. Im Jahr 1990 entdeckte das Labor von Tom Bonner den CB1-Rezeptor bei Ratten. Kurz darauf fand man auch den CB1- und den CB2-Rezeptor beim Menschen.
Nach der Entdeckung der Rezeptoren stellte sich die Frage, ob der menschliche Körper seine eigenen Cannabinoide produzieren kann. Im Jahr 1992 wurde dies beantwortet, als das erste Endocannabinoid entdeckt und Anandamid genannt wurde, nach „Ananda“, dem Sanskrit-Wort für „Glückseligkeit“.
Was ist THC? Und wie wirkt es?
Was ist THC? Es handelt sich um eine chemische Verbindung, die in der Cannabispflanze vorkommt und zur Gruppe der Cannabinoide gehört. Der wissenschaftliche Name für THC lautet Delta-9-Tetrahydrocannabinol. Es ist für seine psychoaktive Wirkung auf den menschlichen Geist bekannt, eine Wirkung, die im Volksmund als „high werden“ bezeichnet wird.
Die chemische Struktur von THC ähnelt der von Anandamid, also dem vom Körper produzierten Endocannabinoid. Anandamid (AEA) ist eine Art Neurotransmitter, der Nachrichten zwischen Neuronen übermittelt und eine Reihe von Funktionen wie Erinnerungsvermögen, Konzentration, Koordination und Zeitempfinden beeinflusst.
Sowohl THC als auch AEA wirken durch Bindung an CB1-Rezeptoren in der Großhirnrinde, im Kleinhirn und in den Basalganglien – den Teilen des Gehirns, die für Gedächtnis, Denken, Freude, Koordination und Bewegung zuständig sind. Die CB1-Rezeptoren sind eine Säule des Endocannabinoid-Systems (ECS). Seine Aufgabe ist es, die Homöostase des Körpers aufrechtzuerhalten.
Die Homöostase ist der natürliche Sollwert des Körpers, der Punkt, an dem alle Systeme optimal funktionieren. Wann immer ein System aus dem Gleichgewicht gerät, greift das ECS ein, um zu regulieren. Es wirkt als Modulator zwischen dem Nerven-, dem Verdauungs- und dem Immunsystem, indem es Neurotransmitter aussendet.
Da THC und AEA eine ähnliche chemische Struktur haben, erzeugt THC auch ähnliche Wirkungen. AEA erfüllt im Körper folgende Funktionen:
- Gedächtnis verbessern
- Nervensystem regulieren
- Appetit regulieren
- Schmerzen lindern
- Stimmung regulieren
THC-Wirkung
In den vergangenen 40 Jahren war THC Gegenstand zahlreicher Studien. Das wachsende Verständnis für die Metabolisierung des Cannabinoids im Körper geht mit einer ebenso wachsenden Erkenntnis über die Bedeutung dieser Verbindung für die menschliche Gesundheit einher. Die potenziellen Vorteile von THC sind mannigfaltig.
In den späten 1990er Jahren wurde beispielsweise herausgefunden, dass Verdauungsenzyme die Produktion von Endocannabinoiden regulieren. Anandamid (AEA) wird durch FAAH (Fettsäureamidhydrolase) abgebaut, und ein anderes Enzym namens MAGL baut ein zweites Endocannabinoid, 2-AG, ab. Heute weiß man, dass CB1, CB2, FAAH und MAGL die Hauptpfeiler des Endocannabinoidsystems (ECS) sind, und weitere Studien haben gezeigt, dass diese Bausteine an der Steuerung fast aller biologischer Funktionen beteiligt sind.
In den 1990er Jahren wurde außerdem erkannt, dass AEA zur Regulierung des Blutflusses mit dem Vanilloid-Rezeptor TRPV1 interagiert. Dieser gehört zu einer größeren Familie von Rezeptoren, die TRP-Rezeptoren. Diese reagieren auf Wärme, Licht, Schall, Schmerz, Lust und andere viszerale Empfindungen und regulieren diese.
Im Jahr 2012 gelang ein weiterer Durchbruch, als CB1-Rezeptoren an den Membranen der Mitochondrien entdeckt wurden, also an den Organisationseinheiten in den Zellen, die Energie produzieren. Oxidativer Stress ist ein Nebenprodukt der Mitochondrienaktivität, und ein hohes Maß an oxidativem Stress (auch bekannt als freie Radikale) ist ein Hinweis auf Erkrankungen. Indem sie diese Schäden abmildern, bieten Cannabinoide wie THC viele therapeutische Vorteile.
Im Körper hat das ECS unter anderem folgende Funktionen:
- Steuerung der Körpertemperatur
- Regulierung des Blutflusses
- Regulierung entzündungsbedingter Schmerzen
- Steuerung des Energieniveaus
- Reuzierung von oxidativem Stress
- Schutz des Gehirns
- Verlangsamung des Alterungsprozesses
Delta 9: Cannabis unter neuem Namen
Nichts repräsentiert die neue Welt des Cannabis mehr als der Begriff „Delta 9“. Noch vor zehn Jahren hätten nur eingefleischte Cannabis-Enthusiasten gewusst, was er bedeutet. Heute ist er Teil der Marketingmaschine, die das Rebranding von Cannabis vorantreibt. Ein Prozess, der 2018 mit der Cannabis-Legalisierung in Kanada so richtig begann. Am 17. Oktober 2018 war Kanada eines der ersten Länder der Welt, das landesweit den legalen Verkauf, Besitz und Gebrauch von Cannabis für Erwachsene einführte.
Damals wurde dies als Wendepunkt gefeiert. Aber eigentlich war der Cannabiskonsum in Kanada bereits zuvor etabliert, schon seit Jahrzehnten. Zwar stieg zwischen 1962 und 1972 die Geldstrafe für den Besitz Cannabis von 20 auf 12.000 kanadische Dollar an, aber im Jahr 1972 empfahl die Le-Dain-Kommission die Entkriminalisierung von Marihuana.
Hintergrundinfo: Bei der Commission Le Dain handelt es sich um eine Untersuchungskommission, die Ende der 1960er Jahre vom kanadischen Gesundheitsministerium eingesetzt wurde. Die Kommission beschäftigt sich, mit der Verwendung nicht-medizinischer Drogen und befürwortet eine Legalisierung von Marihuana.
Im Jahr 2001 war Kanada das zweite Land der Welt, das ein staatlich anerkanntes Programm für medizinisches Marihuana einführte. Zum Zeitpunkt der Legalisierung im Jahr 2018 gab es in Kanada bereits eine Industrie für medizinisches Marihuana.
Heute hat Kanada neben Staaten wie Kalifornien und Nevada einen der fortschrittlichsten Cannabismärkte der Welt. Man findet hier eine verblüffende Vielfalt an Produkten, von hochwirksamen THC-Cannabisblüten bis hin zu Delta-9-Gummibärchen. Dieser Markt wächst, und es wird erwartet, dass er bald Europa erreicht.
Delta-8-THC
Delta-8-Tetrahydrocannabinol, auch bekannt als Delta-8-THC oder D8-THC, ist eine von vielen chemischen Verbindungen, die in der Cannabispflanze vorkommen. Es ist strukturell sehr ähnlich zu Delta-9-Tetrahydrocannabinol (Delta-9-THC), das für die psychoaktiven Wirkungen von Cannabis verantwortlich ist. Allerdings gibt es einige wichtige Unterschiede zwischen den beiden Verbindungen.
Delta-8-THC kann psychoaktive Effekte haben, die jedoch im Allgemeinen als weniger intensiv und belastend empfunden werden als die von Delta-9-THC. Viele Menschen berichten von einem klareren, weniger beängstigenden Rausch im Vergleich zu Delta-9-THC. Es kann auch eine schwächere Beeinträchtigung der kognitiven Funktionen und des Kurzzeitgedächtnisses verursachen.
Delta-8-THC kommt nur in sehr geringen Mengen in Hanf und Cannabis vor und wird durch einen chemischen Umwandlungsprozess hergestellt. Dabei wird entweder aus Hanf gewonnenes CBD oder aus Cannabis gewonnenes Delta-9-THC in Delta-8-THC umgewandelt.
Im Jahr 2018 wurde der Anbau von Hanf in den USA durch dieVerabschiedung des Agrargesetztes (engl. Farm Bill) landesweit legalisiert. Fast über Nacht wurde der Markt mit einer Flut von Produkten überschwemmt, die aus Hanf gewonnenes THC und CBD enthalten.
Das eröffnete ganz neue Märkte für Cannabisunternehmen und schuf eine Art grauen Markt. Es ist ein bisschen wie im Wilden Westen. Es gibt eine riesige Nachfrage nach CBD-Produkten, und die Unternehmen sind auf den Zug aufgesprungen, um diese Nachfrage zu bedienen. Natürlich wollen sie ein Produkt herstellen, das heraussticht und Aufmerksamkeit erregt.
Daniel J. Kruger, PhD, Hauptautor der Studie, Professor für wissenschaftliche Forschung, UB School of Public Health and Health Professions
Das Problem bei dem Umwandlungsprozess in Delta-8-THC ist, dass er nicht sehr stabil ist und dabei auch verunreinigende Nebenprodukte entstehen können. Da der US-Markt hier nicht reguliert ist, besteht für Konsument:innen von Delta-8-THC-Produkten, die in den USA landesweit in Supermärkten, Tabakläden und Tankstellen erhältlich sind, keine Sicherheit, dass sie unbedenklich sind.
THC-O
Das US-Agrargesetz von 2018 hat vielen neuen Hanfprodukten den Weg geebnet. Eines davon ist THC-O, kurz für THC-O-Acetat. Dabei handelt es sich um ein synthetisches Cannabinoid, das aus Delta-8-THC hergestellt wird.
Es ist in den sozialen Medien und Online-Foren populär geworden, weil behauptet wird, es sei stärker als Delta-9-THC und habe psychedelische Wirkungen. Einer aktuellen Studie zufolge scheinen diese Behauptungen kaum mehr als ein Marketing-Hype zu sein.*
THC-O-Acetat ist aufgrund der Verwendung von Acetat besonders bedenklich. Acetate werden mit einer durch E-Zigaretten verursachten Lungenschädigung (EVALI) in Verbindung gebracht; ein Problem, das 2019 ans Licht kam – nach 68 Todesfällen in den USA.
THC-O-acetate has been getting a lot of attention because people are saying it’s stronger than regular THC and there are these claims that it produces psychedelic effects. We wanted to study this and see, is there really a psychedelic cannabinoid? Can we find evidence that THC-O-acetate has this effect? And the answer is, not so much… People have to be careful. It’s possible that some of these extreme effects [of THC-O] are the result of some sort of contamination, and that’s one of the real dangers of these products if you don’t really know what’s in them.
Daniel J. Kruger, PhD, Hauptautor der Studie, Professor für wissenschaftliche Forschung, UB School of Public Health and Health Professions
*Daniel J. Kruger , Carlton CB Bone , Meredith C. Meacham , Charles Klein & Jessica S. Kruger (2023) THC-O-Acetate: Scarce Evidence for a Psychedelic Cannabinoid, Journal of Psychoactive Drugs, DOI: 10.1080/02791072.2023.2230573
Delta 10: eine andere Form von THC
Wie HHC und Delta 8 kommt auch Delta 10 nur in Spuren vor und wird durch die Synthese von CBD aus Hanf hergestellt. Chemisch gesehen ist es ein Isomer von Delta-9-THC, das heißt es hat eine ähnliche Struktur mit einer anderen Anordnung der Kohlenstoffbindungen. Sein vollständiger Name lautet Delta-10-THC.
Die Nachfrage nach Delta 10 hat in den letzten Jahren zum Beispiel in den USA stetig zugenommen. Die Anwender:innen berichten über spezielle Vorteile von Delta 10, insbesondere dass es energetischer wirkt als Delta 8. Es soll auch neuroprotektive Eigenschaften haben, den Appetit anregen und Angstzustände reduzieren. Genaue Informationen über Delta 10 sind schwer zu finden, da es keine Studien gibt, die diese Behauptungen untermauern. Im Moment fällt es daher in die Kategorie Marketing-Gimmick. Wie Delta 8 befindet sich auch Delta 10 in einer rechtlichen Grauzone, da es technisch gesehen ein THC ist, aber aus legalem Hanf gewonnen wird, was es möglicherweise legal macht. Die amerikanischen Hersteller:innen von Delta 10 nutzen diese Gesetzeslücke im Moment aus.
Delta-8: eine neue Art von Cannabis
Die Cannabis-Industrie ist permanent auf der Suche nach neuen Wegen, Bestandteile der Cannabispflanze in innovativen Produkten nutzbar zu machen. Mit der Verabschiedung des Landwirtschaftsgesetzes (engl. Farm Bill) in den USA im Jahr 2018 wurde der Anbau und Verkauf von Hanf mit einem THC-Gehalt von bis zu 0,3 Prozent erlaubt. Das ermöglichte unter anderem die Entwicklung und Vermarktung von Produkten mit dem Cannabis-Wirkstoff Delta-8-THC.
Delta-8-haltige Produkte sind zwar umstritten, aber die Nachfrage der Verbraucher:innen ist dennoch ungebrochen. Laut einem Bericht der Brightfield Group haben Delta-8-Produkte zwischen 2021 und 2023 in den USA einen Umsatz von mehr als 2 Milliarden US-Dollar erzielt. Besonders beliebt sind Delta-8-Produkte in Staaten, in denen Cannabisprodukte mit Delta-9-THC weiterhin illegal sind. Aber auch mehr als 30 Prozent der CBD-Konsument:innen haben Delta-8-Produkte schon ausprobiert, stellt der Report fest. Und selbst in Staaten, in denen Marihuana legal erhältlich ist, bekundeten bis zu einem Viertel der Cannabiskonsument:innen ihr Interesse an einem Wechsel zu Delta-8-Produkten.
Weitere Umfragen zeigen, dass Konsument:innen Delta-8-THC wegen seiner milderen Wirkung im Vergleich zu Delta-9-THC bevorzugen. In Erfahrungsberichten erzählen Anwender:innen beispielsweise, dass sie sich mit Delta-8 weniger ängstlich oder gar paranoid fühlen und einen insgesamt angenehmeren „Rausch“ erleben. Doch nur weil Delta-8 scheinbar milder ist als Delta-9, bedeutet das nicht unbedingt, dass es sicherer ist.
Was ist Delta-8-THC?
Was ist Delta-8-THC? Delta-8-THC ähnelt in seiner chemischen Struktur Delta-9-THC. Aber es gibt einen Unterschied: Delta-8-THC hat eine Doppelbindung an der 8. Kohlenstoffposition in der Molekülkette, während Delta-9-THC eine Doppelbindung an der 9. Kohlenstoffposition aufweist. Dies führt zu geringfügigen Unterschieden in den pharmakologischen Wirkungen der Verbindungen.
Sowohl Delta-8-THC als auch Delta-9-THC sind psychoaktiv und können Rauschzustände hervorrufen. Delta-9-THC ist jedoch bekanntermaßen stärker und potenter in Bezug auf seine psychoaktiven Wirkungen. Delta-8-THC wird oft als weniger intensiv im Rausch beschrieben, obwohl es dennoch psychoaktiv ist.
Da die Moleküle so ähnlich sind, wirken sie im menschlichen Körper auf ähnliche Weise. Sie binden beide an CB1-Rezeptoren im Gehirn. Allerdings bindet Delta-8 nicht so stark wie Delta-9, weshalb seine Wirkung milder ist.
Da Delta-8 in natürlicher Form nur in sehr geringen Mengen vorkommt, haben Unternehmen einen Weg entwickelt, Delta-8-THC aus CBD herzustellen. Nur so lassen sich nur die für kommerzielle Zwecke erforderlichen Mengen erzielen.
Da diese Form von THC aus CBD hergestellt wird und das CBD aus legalem Industriehanf gewonnen wird, behaupten einige Hersteller, dass auch das Delta-8 legal ist. Ist Delta-8, das technisch gesehen ein THC ist, dennoch in Staaten, die THC verbieten, legal, weil es aus legalem Hanf hergestellt wird?
Mehrere US-Bundesstaaten verneinen dies und haben Schritte unternommen, um den Verkauf von Delta-8-Produkten zu verbieten oder einzuschränken. Zu diesen Staaten gehören Alaska, Kalifornien, Colorado, Iowa, Montana, New York, Nevada, Oregon, South Carolina, Utah und Vermont. Es ist möglich, dass Delta-8-Produkte zukünftig in den gesamten Vereinigten Staaten verboten werden.
Noch sind Delta-8-Produkte weiterhin in 29 Staaten erhältlich, darunter Arizona, Florida, Georgia, Indiana, Kansas, Kentucky, Maine, Missouri, Nebraska, Ohio, Texas, Virginia, Washington und Wyoming.
Cannabiskonsum: Delta 8 vs. Delta 9
Während Delta-9 ein natürlich vorkommender Stoff ist, handelt es sich bei Delta-8 meist um eine künstlich hergestellte Substanz.
Bei der Ernte von Nutzhanf wird in der Regel die ganze Pflanze geerntet, das heißt Stängel, Blätter und die Hanfblüte. Die kompletten Pflanzen werden in Holzhäckslern zerkleinert und zu Pellets verarbeitet. Diese werden dann zur Herstellung von Hanfprodukten verwendet, von CBD-Öl bis hin zu Delta-8-Gummibärchen. Die Nutzung von Blättern und Stängeln führt zu einem bitteren Geschmack, der mit Zucker und anderen Zusatzstoffen überdeckt werden muss.
Nutzer:innen von Delta-8 sagen, dass sie es wegen seiner milderen Wirkung bevorzugen. Eine sicherere Lösung wäre jedoch die Verwendung kleinerer Mengen von organisch hergestelltem Delta-9-THC, das ein natürliches Cannabinoid ist und daher weitaus stabiler. Die Frage Delta-8 vs. Delta-9 zeigt, dass es dringend notwendig ist, Cannabis zu legalisieren, um einen regulierten und sicheren Markt für die Verbraucher:innen zu schaffen.
Delta-9-THC ist nur in Ländern legal, die eine Form von Cannabisgesetzen für Erwachsene haben. Dazu gehören Kanada, Mexiko, Uruguay und Malta sowie mehr als 20 US-Bundesstaaten. Delta-8 ist ein amerikanisches Phänomen, das durch das Landwirtschaftsgesetz (engl. Farm Bill) 2018 ermöglicht wurde. Es existiert auf einem unregulierten Markt. Auch die Anbaupraktiken sind ein Thema in der Branche.
HHC: das neue THC
HHC ist ein weiteres aus Hanf gewonnenes Cannabisprodukt, das als das neue THC angepriesen wird. Doch wie alles, was mit Cannabis zu tun hat, ist auch dieses Produkt nicht unproblematisch. Es ist zwar erst in den letzten Jahren auf den Markt gekommen, aber eigentlich keine neue Erfindung. HHC gibt es bereits seit den 1940er Jahren, als es von dem amerikanischen Biochemiker Roger Adams entwickelt wurde. Damals war Adams in den USA führend in seiner Berufsgruppe.
Von 1926 bis 1954 war er Leiter des Fachbereichs Chemie an der University of Illinois. 1965 wurde er für seinen Beitrag zur organischen Chemie mit der U.S. National Medal of Science ausgezeichnet. In den 1930er Jahren entdeckte er den sogenannten Adams-Katalysator, der bei Hydrierungsreaktionen eingesetzt wird. Bei der Hydrierung wird flüssiges Fett durch Zugabe von Wasserstoff in festes Fett umgewandelt; ein Verfahren, das zur Herstellung von Margarine und Backwaren verwendet wird.
Sein Interesse an den chemischen Eigenschaften von Cannabis erreichte etwa zur gleichen Zeit seinen Höhepunkt, als die Anti-Marihuana-Bewegung in Amerika aufkam. Dies machte Adams zu einem Feind von Harry J. Anslinger, hielt ihn aber nicht von seiner Arbeit ab. Das Interesse an der organischen Chemie stieg in den frühen 1940er Jahren aufgrund des Zweiten Weltkriegs noch an, da die Länder erforschten, wie Chemie in der Kriegsführung eingesetzt werden konnte.
Dadurch entstand von 1939 bis 1942 eine einzigartige Zusammenarbeit zwischen Adams’ Chemieabteilung und dem Narcotics Laboratory des US-Finanzministeriums. Diese Kooperation ermöglichte es Adams, die chemischen Strukturen organischer Verbindungen wie Cannabis zu erforschen. Adams verwendete für seine Forschungen Wildhanf aus Minnesota, was zur Isolierung von CBD und zur Identifizierung von THC als dem berauschenden Wirkstoff in Marihuana führte.
Was ist HHC?
Die Entstehung von HHC war eine Erweiterung von Adams durchgeführter Forschung. Mit dem Verfahren der Hydrierung, das er in früheren Experimenten verwendet hatte, fügte er 1944 dem Delta-9-THC Wasserstoff hinzu, um Hexahydrocannabinol oder HHC zu erzeugen. Während Adams THC zur Herstellung von HHC verwendete, wird es heute aus Hanf hergestellt.
Die Verwendung von Hanf zur Herstellung von HHC wurde durch die Verabschiedung des Landwirtschaftsgesetz (engl. Farm Bill) 2018 in den USA ermöglicht, durch die Produkte aus Hanf legal wurden. Infolgedessen suchten die Hersteller nach neuen Wegen, um aus dem nun bundesrechtlich legalen Hanf Kapital zu schlagen und brachten eine Reihe neuer Produkte auf den Markt, darunter Delta 8, Delta 10 und HHC.
HHC wird durch ein chemisches Verfahren namens Hydrierung hergestellt, bei dem die Kohlenstoffbindungen im Tetrahydrocannabinol mithilfe eines Metallkatalysators durch Wasserstoffbindungen ersetzt werden. Die Herstellung von HHC ist in kleinem Maßstab relativ sicher, aber es handelt sich um einen hochexplosiven Prozess, der bei der Herstellung in großem Maßstab instabiler und gefährlicher ist. Dieser Herstellungsprozess ist derzeit nicht reguliert.
Da sich HHC, ähnlich wie Delta-8, in einer rechtlichen Grauzone befindet, gibt es einige Bedenken hinsichtlich der Herstellung und des Verkaufs, auch weil sich Viele fragen, ob es sicher ist. Es ist nicht genug über HHC oder seine langfristige Verwendung bekannt, um diese Frage zu beantworten. Im Moment ist es bei den Konsument:innen sehr beliebt und wird typischerweise entweder in Lebensmitteln oder in Vape-Patronen konsumiert.
HHC vs. THC: Was ist der Unterschied?
Eine neue Debatte bei Cannabis ist die Frage von HHC vs. THC? Sind die Produkte dasselbe? Welches ist stärker? Und welches sicherer zu konsumieren? Viele behaupten, HHC sei wie THC eine natürlich vorkommende Verbindung in Cannabis, aber das ist nicht ganz richtig.
THC ist ein natürliches Cannabinoid, das in der Cannabispflanze vorkommt. HHC wird in einem synthetischen Verfahren aus CBD hergestellt, das aus Hanf extrahiert wurde.
Und obwohl THC und HHC eine ähnliche chemische Struktur haben, sind sie chemisch unterschiedlich, denn HHC hat sechs mit Wasserstoff gesättigte Kohlenstoffringe. Das bedeutet, dass es auch mit den Cannabinoid-Rezeptoren des Körpers auf andere Weise interagiert.
Über die Langzeitwirkung von THC und HHC im menschlichen Körper sind noch Studien erforderlich, aber über THC ist schon viel mehr bekannt. Abgesehen davon hat HHC nach Angaben von Nutzer:innen eine mildere Wirkung als THC, was es sehr beliebt macht. Manche ziehen es deshalb sogar THC vor.
Ein weiteres Problem bei HHC ist die mangelnde Konsistenz. Unstimmigkeiten zwischen verschiedenen HHC-Chargen sind keine Seltenheit, da bei der Herstellung unterschiedliche chemische Verfahren zum Einsatz kommen. Ein Vorteil ist jedoch, dass HHC-Produkte viel länger haltbar sind als THC-Produkte.
HHC vs. Delta 8
Geben Sie HHC vs. Delta 8 in Google ein und Sie werden einen Haufen Unternehmen finden, die Sie über die Vorteile dieser Cannabinoide informieren wollen. Und es steht außer Frage, dass einige Menschen von diesen Produkten profitieren, wobei Delta 8 angeblich gut gegen Übelkeit und HHC bei Schlafproblemen hilft.
Sind die Behauptungen zuverlässig? HHC und Delta 8 haben Folgendes gemeinsam: Sie werden beide aus CBD hergestellt, das aus Hanf extrahiert wird. Sie entstehen durch chemische Umwandlungsprozesse, da sie in Spuren in der Hanfpflanze vorkommen. Beide haben eine ähnliche chemische Struktur wie Delta-9-THC, sind aber nicht dasselbe.
Das Wichtigste, was die Leute bei der Beurteilung von HHC und Delta 8 wissen wollen, ist, welches Produkt stärker ist. Die Wahrheit ist: Es ist unwahrscheinlich, dass man große Unterschiede in der Wirkung von HHC und Delta 8 bemerkt. Einen größeren Unterschied gibt es dagegenin der Wirkung eines Delta-9-Produkts, das aus Cannabis gewonnenes THC enthält. Letztendlich ist diese Entscheidung eine Frage der persönlichen Vorliebe. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass es sich um neue Produkte auf dem Markt handelt, die durch nicht regulierte chemische Verfahren hergestellt werden. Vor allem Delta-8-Produkte haben in den letzten Jahren Aufmerksamkeit erregt, da über schwere Erkrankungen nach dem Konsum berichtet wurde.
THC-Edibles: ein stärkerer Rausch
Das Erste, was man über THC-Edibles wissen sollte, ist, dass der Körper THC anders verstoffwechselt, wenn es oral konsumiert wird. Wenn THC geraucht wird, gelangt es direkt in den Blutkreislauf, wodurch Konsument:innen innerhalb von Minuten spürbare Unterschiede in der Stimmung und Wahrnehmung wahrnehmen.
Wenn THC oral in Form von THC-Tropfen oder als Zutat in Lebensmitteln heruntergeschluckt wird, gelangt es vom Darm zur Leber, wo es einen Prozess durchläuft, der als First-Pass-Stoffwechsel bekannt ist und die Wirkung von THC blockiert. In der Leber wird THC in Metaboliten abgebaut, die als 11-Hydroxy-THC bekannt sind, eine stärkere Form von THC.
Es kann bis zu zwei Stunden dauern, bis 11-Hydroxy-THC die Grenze zwischen Blut und Zentralnervensystem überwindet. Deshalb setzt die Wirkung von THC-Edibles erst nach einer längeren Zeit ein. Aber sobald sie eintritt, ist sie viel stärker als die Wirkung eines gerauchten Joints. Aus diesem Grund ist die Faustregel „start slow“beiTHC-Edibles so wichtig.
Für Menschen, die Cannabis nicht rauchen wollen oder können, sind THC-Edibles eine willkommene Alternative für den Cannabiskonsum. Manche Menschen lassen jedoch lieber die Finger von Cannabis-Lebensmitteln, weil sie in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht haben, die entweder zu Halluzinationen oder Erbrechen führten. Wenn es gegessen wird, kann Cannabis durchaus eine psychedelische Wirkung haben. Deshalb sind Ort und Umgebung so wichtig, wenn man irgendeine Form von Cannabis konsumiert. Achte darauf, dass Du Dich in einer angenehmen, vertrauenswürdigen Umgebung befindest.
THC-Edibles sind nur in wenigen Regionen legal erhältlich. Meist sind die Gesetze für die THC-infundierte Lebensmittel noch restriktiver als für Cannabisblüten.
Delta-9-Gummibärchen: Stress und Schlaf
Heute sind Delta-9-Gummibärchen in den USA zu einer beliebten Option für Menschen mit Stress und Schlafstörungen geworden. In den Vereinigten Staaten findet sich eine breite Palette an Delta-9-THC-Gummis in verschiedenen Formen und Geschmacksrichtungen, die bei Angstzuständen, Schlafproblemen und Stress helfen sollen.
Wissenswert: In den USA werden Delta-9-Produkte für den Recreational-Markt aus Nutzhanf hergestellt. Delta-9-THC kommt sowohl in Industriehanf als auch in medizinischem Cannabis vor, in Hanf jedoch in viel geringeren Mengen, typischerweise maximal 0,3 Prozent. Das bedeutet, dass viel mehr Hanfblüten benötigt werden, um nennenswerte Mengen an THC zu extrahieren.
Aber nach dem Landwirtschaftsgesetz (engl. Farm Bill) von 2018 ist derAnbau und Verkauf von Hanf in den USA bundesweit legal und somit ein gangbarer Weg für die Herstellung von Produkten mit Delta-9-THC. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass für den Anbau von Industriehanf viel geringere Qualitätsanforderungen bestehen als für den Anbau von medizinischem Cannabis und das solche frei verfügbaren Delta-9-Produkte in der Regel nicht aus biologisch angebautem Hanf hergestellt werden. Ein Bio-Siegel gibt wie bei anderen Lebensmitteln Aufschluss darüber. Wer Wert darauf legt, dass ein möglichst breites und natürliches Spektrum an Cannabisinhaltsstoffen enthalten ist, sollte außerdem auf Produkte verzichten, die mit Isolat hergestellt werden.
THC-Gummibärchen: Wirkung
THC-Gummibärchen gibt es in verschiedenen Wirkungsstärken, in der Regel zwischen 5 mg und 25 mg. Die geringere Menge von 5 mg ist ein guter Ausgangspunkt für alle, die nicht an den Konsum von Cannabisprodukten gewöhnt sind.
In Europa sind Delta-9-Gummibärchen aus verschiedenen Gründen normalerweise illegal; hier kommen sowohl das europäische Gesetz über neuartige Lebensmittel (European Novel Food Act) als auch Betäubungsmittelgesetze zum Tragen. Nichtsdestotrotz werden Interessenten in diversen Cannabis-Online-Shops fündig.
Delta-8-Gummibärchen: Sind sie gesund?
Eines der neuesten Produkte auf dem Cannabis-Markt sind Delta-8-Gummibärchen. Diese sind bei Menschen beliebt, die es nicht gewohnt sind, Cannabis zu konsumieren, die Delta-9-THC zu stark finden oder die nicht rauchen möchten. Diese Art Edibles sind besonders beliebt bei Schlaf- und Stresszuständen.
Wie gesund sie sind, ist jedoch noch nicht geklärt. Zunächst einmal ist es wahrscheinlich nicht ratsam, eine zuckerhaltige Süßigkeit als Gesundheitsergänzung zu verwenden. Aber was noch wichtiger ist: Da es sich um einen unregulierten Markt handelt, können sich die Verbraucher:innen nicht auf die Kennzeichnung der Inhaltsstoffe verlassen und wissen so unter Umständen nicht genau, was in dem Produkt enthalten ist.
Während eine Studie Verunreinigungen in einer Auswahl von Delta-8-Produkten fand, stellte eine andere fest, dass manche Produkte nicht die auf dem Etikett angegebene Menge Delta-8 enthalten. Außerdem entstehen bei der Umwandlung von CBD in Delta-8 verschiedene Nebenprodukte, die gefährlich sind.
Die US-amerikanische Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde (FDA) hat zwischen 2020 und 2022 eine Reihe von Delta-8-Produkten getestet und im Mai 2023 fünf Unternehmen wegen illegaler Marketingpraktiken und falscher Behauptungen über medizinische Vorteile abgemahnt.
Delta-8 ist nicht von der FDA zugelassen und wird derzeit als mögliches Risiko für die öffentliche Gesundheit betrachtet. Ebenfalls im Mai 2023 erhielt die FDA mehr als 100 Berichte über unerwünschte Wirkungen von Delta-8-Produkten, darunter Erbrechen, Verwirrung, Schwindel und Bewusstlosigkeit.
Bhang: das originale Cannabis-Edible
Der Anbau von Cannabis ist in Indien eine uralte Praxis: Cannabis wächst hier in verschiedenen Regionen vom nördlichen Bundesstaat Himachal Pradesh (der auch für sein Charas berühmt ist) bis zum südlichen Bundesstaat Kerala in Hülle und Fülle. Zu den berühmten indischen Gras-Sorten gehören Malana Cream und Idukki Gold.
Ein traditionelles Cannabis-Edible ist Bhang, dasin der indischen Kultur einen besonderen Platz einnimmt. Die Bhang-Tradition reicht tausende Jahre bis in die Zeit der Veden, also der ältesten Sammlung von Texten aus Indien, zurück. Tatsächlich wird Cannabis schon in diesen alten religiösen Texten als „heiliges Gras“ beschrieben und gegen eine Vielzahl von Beschwerden empfohlen. Um Cannabis zu konsumieren, mischten die Inder:innen es mit Gewürzen und Milch.
Diese Praxis wird bis heute fortgesetzt. Zwar ist Cannabis in Indien technisch gesehen nicht legal, aber Bhang schon. In bestimmten Gegenden Indiens gibt es staatlich genehmigte Bhang Shops, eine Mischung aus lokaler Grasverteilungsstelle und Eisdiele. Für Bhang wird eine grüne Paste aus den Blättern, Blüten und Stängeln der Cannabispflanze hergestellt und dann mit Milch oder Joghurt und Gewürzen gemischt, um einen Shake herzustellen.
Bei Bhang handelt sich um ein Getränk, das sich den Jahreszeiten anpasst: Im Winter kann es warm und mit würzigen Kräutern und im Sommer mit blumigen Kräutern getrunken werden. Auch seine Stärke variiert, je nach Menge und Sorte des für die Herstellung von Bhang verwendeten Cannabis.
Bhang ist heute noch Teil eines jährlich stattfindenden hinduistischen Festes namens Holi, das mit indischen Göttern wie Krishna und Radha in Verbindung gebracht wird. Während der Holi-Zeit wird Bhang-Paste zu Kügelchen gerollt, die mit Mandeln, Kardamom, Fenchelsamen, Mohnsamen, Safran und Milch vermischt werden.
Smoke Shop: Zugang zu Cannabis
Nichts repräsentiert die Cannabiskultur so sehr wie der Smoke Shop. Einst war er für Millionen von Cannabiskonsument:innen der einzige Zugang zur Cannabiskultur. Während sich die Cannabis-Enthusiasten im Untergrund bei Cannabis Cups trafen, war der diskrete Smoke Shop jahrzehntelang das sichtbare Gesicht der Kultur.
Aber die Szene hat sich verändert. Heutzutage gibt es in den USA und in Kanada ein etabliertes und stets wachsendes Netz von Grasabgabestellen, die ein neues Cannabis-Einzelhandelserlebnis schaffen. Diese Weed-Abgabestellen verkaufen eine Reihe von Marihuanablüten zusammen mit anderen Cannabisprodukten wie Pre-Rolls, THC-Edibles, CBD-Öle und Vapes sowie traditionelle Rauchwaren wie Glas, Bongs, Pfeifen, Blättchen, Tabletts und Aschenbecher.
Während diese Art von Gras-Verteilstellen noch nicht auf den europäischen oder australischen Straßen zu finden sind, zwingen Gesetzesänderungen in Ländern wie Mexiko, Uruguay und Thailand die internationale Gemeinschaft daszurKenntnis zu nehmen.
Die Warnungen vor einer Massensucht haben sich nicht bewahrheitet. In einer Studie der CU Boulder Research aus dem Jahr 2023 wurde in einer Zwillingsstudie nachgewiesen, dass die Legalisierung von Cannabis für den Freizeitgebrauch nicht zu einem Anstieg des Drogenmissbrauchs im Allgemeinen führt.
Es ist jetzt klar, dass nur die Menschen, die Zugang zu Cannabis haben wollen, Cannabis konsumieren werden. Für alle anderen ist Aufklärung nötig, damit die Menschen verstehen, ob Cannabis eine gute Option für sie ist. Cannabis ist nicht für jeden geeignet, aber für einige Menschen kann es im besten Sinne lebensverändernd sein, weshalb ein sicherer Zugang so wichtig ist.
Cannabis-Legalisierung
Eines der Ziele der Cannabis-Legalisierungsbewegung besteht darin, den Zugang zu hochwertigem, zuverlässigem und sicherem Cannabis zu ermöglichen. Und vorausschauende Regierungen wollen eine Art von kontrolliertem Zugang ermöglichen. Deutschland ist ein Beispiel dafür.
In Deutschland gibt es derzeit ein System, das medizinischen Cannabiskonsument:innen ermöglicht, mit einem speziellen, von Ärzten ausgestelltem Rezept Cannabis in einer örtlichen Apotheke zu erwerben. Eine weitere Erleichterung für Patient:innen und Ärzt:innen wird für 2024 erwartet. Dann soll der Status von Cannabis als Betäubungsmittel wegfallen, sodass Ärzt:innen herkömmliche Rezepte ausstellen können… während ein Netzwerk von Cannabis-Social-Clubs Anlaufstelle fürFreizeitkonsument:innen sein wird.
Die meisten Länder mit staatlich genehmigten medizinischen Marihuanaprogrammen, wie Großbritannien, Italien, Dänemark und Österreich, stellen Patient:innen pharmazeutisches Cannabis zur Verfügung. Beispiele für pharmazeutische Produkte auf Cannabisbasis sind Sativex, Marinol und Epidiolex.
In Europa gibt es bisher nur in Luxemburg, Malta und Spanien Rahmenregelungen, die den Cannabiskonsum für Erwachsene erlauben. Spanien ist derzeit das einzige Land in Europa mit einem Cannabis-Social-Club-Netzwerk.
Dieses System dient auch medizinischen Nutzer:innen, die aus anderen Ländern kommen, um in spanischen Cannabisclubs zu kiffen. Spanien hat bisher kein offizielles medizinisches Cannabisprogramm. Die Komplexität des spanischen Marktes ist nur ein Beispiel für die Herausforderungen, vor denen die Legalisierungsbewegung steht.
420: Eine neue Art zu leben
Das Kürzel 420 ist einzigartig in der Cannabiskultur. Woher stammt es? Es heißt, dass sich eine Gruppe von High-School-Schüler:innen in Kalifornien freitags um 16.20 Uhr zum heimlichen Rauchen auf dem Campus traf; die Gruppe wurde als „Waldos“ bekannt.
Im Jahr 1990 wurde 420 genutzt, um für ein Treffen bei einem Konzert von Grateful Dead zuwerben. Ein Reporter des Time Magazine erhielt eine Einladung, und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Heute steht 420 für ein Fest rund um das Thema Cannabis. Jedes Jahr am 20. April, dem offiziellen Cannabis-Feiertag und quasi das Weihnachten für Kiffer:innen, versammeln sich Tausende Cannabiskonsument:innen auf der ganzen Welt, um der heiligen Pflanze zu gedenken.
Genau wie für die Rastafari ist der Konsum von Cannabis für viele dieser Menschen heilig. Es hat ihnen auf eine Weise geholfen, die sie vielleicht nicht einmal verstehen. Einigen hat es eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten gebracht. Für andere lindert es Schmerzen und macht einen einigermaßen normalen Alltag erst wieder möglich.
Everything420: Cannabis als Wellness
Die Herausforderung für Cannabismarken besteht heute darin, auf den Ruf von Everything420 zureagieren. Da sich die Märkte verändern und legalisieren, wächst die Nachfrage nach Cannabis weiter. Bis Ende 2023 könnte der US-Markt einen Wert von mehr als 30 Milliarden Dollar haben.
In Zeiten des Wandels, wie wir sie heute erleben, bedeutet dies, ein Gleichgewicht zwischen der Einhaltung von Gesetzen und Markenwerten zufinden. Einst war der THC-Gehalt das Einzige, was die Cannabiskonsument:innen interessierte. Auch heute noch dominieren Sorten mit hohem THC-Gehalt wie Purple Haze, OG Kush und Purple Kush den Markt.
Aber das ist nicht alles, was der Markt will. Während Wissenschaftler:innen den medizinischen Nutzen von Cannabis erforschen, interessieren sich viele Nutzer:innen eher für die ganzheitlichen und spirituellen Aspekte der Pflanzenmedizin. Diese Menschen sehen den Cannabiskonsum als Teil eines gesundheitsbewussten Lebensstils, der sie mit der Natur verbindet.
Das ist Cannabis als Wellness, und das ist die Richtung, die die Branche heute einschlägt. Die Wellness-Branche wird allein in den USA auf mehr als 160 Milliarden Dollar geschätzt. Weltweit handelt es sich um eine Multi-Billionen-Industrie, die voller Möglichkeiten für Cannabis in Bezug auf soziale Clubs, Spas, Retreats, Tourismus, Ernährung, Gewichtsabnahme und Schönheit ist. Es wird sicher interessant sein zu sehen, wie die Branche diese Herausforderung annimmt. Natürlich müssen zuerst die Gesetze geändert werden, um diese Unternehmungen zu ermöglichen. Aber das ist nicht mehr eine Frage des „Ob“, sondern eher des „Wann“.
California Sober: Cannabis als Suchttherapie
Das Konzept „California Sober“ steht für den Verzicht auf alle berauschenden Substanzen außer Cannabis und ist eine Erweiterung des Cannabis-als-Wellness-Konzepts. Es wurde 2021 bekannt, als der Popstar Demi Lovato ihren Fans durch ein Lied mit diesem Titel mitteilte, dass sie „California Sober“ sei.
Leider hat Demi dem Begriff einen schlechten Ruf eingebracht, als sich später herausstellte, dass sie gar nicht abstinent war und immer noch Alkohol trank. Infolgedessen wird der Begriff „California Sober“ heutzutage eher mit Drogenkonsument:innen inVerbindung gebracht, diesich selbst und andere über ihre Suchtprobleme belügen.
Dies wirft eine wichtige Frage auf: Sind tägliche Cannabiskonsument:innen süchtig? Und gibt es eine richtige Art, Cannabis zu konsumieren? Darüber wird natürlich viel diskutiert, und jeder hat eine andere Meinung dazu. Klar ist, dass Cannabis nach wie vor mit einem Stigma behaftet ist.
Im September 2023 erschien bei The Free Press ein Artikel, geschrieben von einem 16-Jährigen, der cannabisabhängig war. Der Artikel war eine Warnung an andere Jugendliche vor den Gefahren des Cannabiskonsums. Aber tatsächlich ist ja auch unter Cannabis-Anhänger:innen niemand der Meinung, dass Cannabis oder andere Drogen für Kinder frei zugänglich sein sollten. Doch sollten Erwachsene die Möglichkeit haben, über ihre Gesundheitsversorgung und ihr persönliches Wohlbefinden selbst zuentscheiden.
Unternehmen wie Highly Optimized in den USA arbeiten daran, das Image von Cannabis zu ändern. Sie bezeichnen sich selbst als „Conscious Cannabis Collective“ (dt. Bewusstes Cannabis-Kollektiv)und glauben daran, dass Cannabis eine tiefere Ebene der Selbsterkenntnis sowie eine Verbindung zu sich selbst und der Natur ermöglicht.
Die Wahrheit ist, dass wir zu wenig über Cannabis wissen, um Ideen wie „California Sober“ zu verwerfen. Und für einige Menschen könnte ein Leben mit täglichem Cannabiskonsum anstelle von Alkohol, Kokain oder Oxycotin der erste Schritt auf dem Weg zur Genesung sein. Obwohl mehr Forschung erforderlich ist, glauben einige Expert:innen, dass die Cannabistherapie zur Behandlung von Sucht eingesetzt werden kann; eine Methode, die als „Schadensbegrenzung“ bezeichnet wird.
Joe Rogan: hocheffizient auf Cannabis
Eine Person, die viel über Cannabis zu sagen hat, ist Joe Rogan. Rogan ist mit mehr als 200 Millionen Zuhörer:innen der beliebteste Podcast-Moderator der Welt. Marihuana ist so sehr Teil seines Lebens, dass es ihn teilweise dazu inspirierte, 2009 den Podcast The Joe Rogan Experience zustarten.
In den ersten Tagen saßen Rogan und seine Freund::innen in einem kleinen Studio und sprachen über alles Mögliche, von Comedy und Boxen bis hin zu Geistern und dem Weltraum. Sein erster Gast war der Komiker Brian Redban. Im Laufe der Jahre hat Rogan Hunderte von Menschen interviewt, darunter Graham Hancock, Jordan Peterson, Bill Burr, Ben Shapiro und Joey Diaz.
Eines von Rogans Lieblingsthemen ist Marihuana, zusammen mit Jiu Jitsu, Jagen, Ernährung, Gewichtheben und Aliens. Weil er so zielstrebig ist, interessiert er sich auch dafür, was Menschen motiviert, erfolgreich zu sein, während andere zurückbleiben.
„Ich kenne Leute, die Marihuana rauchen, und sie sind hocheffektiv. Und ich kenne Leute, die Marihuana rauchen und nichts zustande bringen!“, sagte Rogan in einer Podcast-Episode mit dem Neurowissenschaftler Dr. Andrew Huberman.
Rogan ist nicht der erste, der diesen Unterschied bemerkt. Bereits im 19. Jahrhundert stellten Ärzt:innen die gleiche Theorie auf. Der erste war Dr. J.J. Moreau, der den Cannabiskonsum für sein 1845 veröffentlichtes Buch „Haschisch und geistige Entfremdung“ untersuchte.
In den 1890er Jahren stellte Sir J.R. Reynolds, Arzt von Königin Victoria, in einem Artikel für The Lancet fest, dass die Wirkung von Cannabis von der Empfindlichkeit der einzelnen Konsument:innen abhängt, ein Konzept, das heute als „Toleranz“ bekannt ist.*
*Crocq MA. History of cannabis and the endocannabinoid system . Dialogues Clin Neurosci. 2020 Sep;22(3):223-228. doi: 10.31887/DCNS.2020.22.3/mcrocq. PMID: 33162765; PMCID: PMC7605027.
Bob Marley: die Legende
Es ist unmöglich, über eine veränderte Einstellung zu Cannabis zu sprechen, ohne Bob Marley zu erwähnen. Der Musiker und die Legende Marley ist für zwei Dinge bekannt: Reggae-Musik und Marihuana. Eines der kultigsten Bilder von ihm zeigt nur sein Gesicht und seine Hände, wie er an einem großen Joint zieht.
Marley starb jung, mit 36 Jahren, an Hautkrebs. Als Mitglied der Rastafari-Religion glaubte er nicht an Operationen und verweigerte die chirurgische Amputation eines Zehs; eine Operation, die ihm das Leben hätte retten können. Aber es war Marleys Recht, eine Operation aus religiösen Gründen abzulehnen, und er war immer ein Mann mit Überzeugungen.
„Get up, stand up“ ist eine Hymne für Generationen von Cannabiskonsument:innen und spiegelt Marleys unerschütterliche Forderung nach dem Ende von Unterdrückungsregimen wider. Seine Lieder und Texte finden bei Menschen auf der ganzen Welt Anklang. Das gilt auch für seine Liebe zu Cannabis, das von den Rastafaris als heilige Pflanze und spirituelles Werkzeug betrachtet wird.
Heute schließt sich der Kreis zu Marleys Vermächtnis und er hat sich in eine Reihe von Cannabisprodukten verwandelt. Nicht jeder ist darüber glücklich. Einige sagen, dass man sich an Marley wegen seiner Musik erinnern sollte, anstatt seinen Namen wegen seiner anhaltenden Bedeutung zu vermarkten. Ein Teil des Problems ist, dass Marley kein Testament hinterlassen hat, als er starb.
2014 wurde Marley Naturals auf den Markt gebracht, eine Marke für Cannabisblüten in vier verschiedenen Sorten, Marey Green, Yellow, Red und Black. Und im Jahr 2022 brachte Julian Marley, einer von Bobs Söhnen und ebenfalls ein Befürworter von Marihuana, Juju Royal auf den Markt, eine Linie von Cannabis-Pre-Rolls, Moonrock-Blüten und Vape-Patronen.
Gage: High on Jazz
Gage, Jive, Tea, Mezz, Boo, Grass und Reefer waren nur einige der Slang-Ausdrücke, mit denen die amerikanische Jazz-Community der 1920er Jahre ihr Lieblingskraut, Marihuana, meinte. Die Anfänge des Jazz und der Cannabiskonsum gehen Hand in Hand, wobei Gage als Kanal für die neue Kreativität des Genres diente.
Viele berühmte Jazzmusiker:innen der damaligen Zeit konsumierten Cannabis, darunter Billie Holiday, Louis ‘Satchmo’ Armstrong, Les Brown, Duke Ellington und Dizzy Gillespie. Und sie zahlten auch den Preis dafür. Armstrong war der erste Prominente, der wegen des Konsums von Marihuana verhaftet wurde. Holiday wurde regelmäßig verhaftet und verbrachte sogar ein Jahr im Gefängnis.
Im Buch „Chasing the Scream: The First and Last Days of the War on Drugs” (dt. Drogen: Die Geschichte eines langen Krieges) erklärt der Autor Johann Hari den Untergang von Billie Holiday – anhand des Abends, an dem sie 1939 vor einem weißen Publikum „Strange Fruit“ sang. Von da an war sie im Visier des US-Bundesamtes für Betäubungsmittel (engl. U.S. Federal Bureau of Narcotics), Anslingers Bande, und ihr Leben war nicht mehr dasselbe.
Anslinger machte deutlich, dass er die Jazz-Community verachtete. Für ihn stellten sie die Antithese zu seinen WASP (White Anglo-Saxon Protestant)-Werten dar. „Marihuana wird von Musikern genommen“, sagte er. „Und ich spreche nicht von guten Musikern, sondern vom Jazz-Typ …“ Er bezeichnete Jazzmusik als „satanisch“.Vipers war das Wort, das Armstrong für die Jazz-Community geprägt hat. Der Druck des Gesetzes war für sie nichts Neues, und sie fanden Wege, Cannabis in ihre Musik einzubauen. Zu den klassischen Reefer-Songs aus dieser Zeit gehören „The Reefer Man“ von Cab Calloway, „Jack I’m Mellow“ von Trixie Smith und „Pot Hound Blues“ von Lucile Bogan.
Hip-Hop: Hits aus der Bong
Die Beziehung zwischen Hip-Hop und Cannabis ist eine dynamische. So wie die Reggae-Legende Bob Marley in seinen Liedern Marihuana besingt und feiert, tun das auch viele Hip-Hop-Künstler:innen. Der Hip-Hop wurde in den 1970er Jahren in New York geboren, damals ein Epizentrum des kulturellen Austauschs.
Das New York der 70er Jahre war nicht die pulsierende Metropole, die es heute ist. In den Bezirken, in denen der Hip-Hop geboren wurde, herrschte Armut. OG-Hip-Hop-Künstler:innen wie Grandmaster Flash, Grandmaster Caz und Sha-Rock prägten die Anfänge des Genres und begeisterten das Publikum mit ihren witzigen Raps, die Geschichten über das Leben auf der Straße erzählten.
In den 1980er Jahren drehte sich bei den Rapper:innen alles um das Drogenleben, insbesondere um Kokain. Doch in den 1990er Jahren änderte sich das mit der Veröffentlichung einiger Alben: „The Chronic“ von Dr. Dre (1992), „Doggystyle“ von Snoop Dogg (1993) und „Black Sunday“ von Cypress Hill (1993).
Aus jedem Album gingen Hymnen hervor, wie „Hits From The Bong“ und „I Wanna Get High“ von Cypress Hill, während Snoop Doggs „Gin and Juice“ die 90er Jahre gut zusammenfasste.
Von diesem Zeitpunkt an hatte jede/r Rapper:in, von Biggie Smalls und Tupac bis hin zu Wiz Khalifa, Kanye West und Chief Keef, Marihuana als Thema. Und dabei ist es nicht geblieben: Heute haben einige Rapper:innen ihre eigene Linie von Cannabisprodukten auf dem Markt, wie Leafs By Snoop von Snoop Dogg und TICAL von Method Man.
Hunter S. Thompson: der Kampf für das High
Keith Stroup, der Gründer der US-amerikanischen National Organization for the Reform of Marijuana Rights(NORML, dt. Nationale Organisation für die Reform der Marihuana-Rechte), bezeichnete den Schriftsteller Hunter S. Thompson als einen natürlichen Verbündeten. Stroup traf Thompson erstmals 1972 auf dem Parteitag der Demokraten in Miami, Florida. Stroup war dort, um für NORML und die Rechte von Marihuana zu werben.
Es heißt, dass Stroup Thompson riechen konnte, noch bevor er ihn sah. Oder besser gesagt, er roch den Marihuanarauch, der von der Tribüne des Kongresszentrums heraufwehte. Als Stroup nach unten schaute, um zu sehen, wer da rauchte, sah er den Autor von „Fear & Loathing in Las Vegas“, wie er eine fette Tüte rauchte.
Thompson war dort, um an seinem neuesten Buch, einer politischen Geschichte, zu arbeiten. Die beiden Männer wurden sofort Freunde, verbundendurch ihre gemeinsame Liebe zu Cannabis und Politik. Später nahm Hunter als Gastredner an vielen NORML-Veranstaltungen teil und erregte viel Aufmerksamkeit für NORML und die Marihuana-Rechte.
Hunter lebte auf einer kleinen Farm namens Owl Farm, außerhalb von Aspen, Colorado. Seine Schreibroutine war berüchtigt. Er arbeitete die ganze Nacht durch und schlief meist bis zum späten Nachmittag. Dann putschte er sich mit einem Cocktail aus Pillen und Gras auf, sodass er gegen 22 Uhr mit der Arbeit beginnen konnte. Er schrieb in seiner Küche.
Dort starb er auch, als er sich 2005 eine Pistole an den Kopf hielt. Im Jahr 2007 verlieh ihm der NORML-Vorstand posthum eine Auszeichnung in Anerkennung von Thompsons lebenslangem Engagement für die Rechte von Marihuana. Zu den Büchern von Hunter S. Thompson gehören „The Rum Diary“ und „Hell’s Angels“ sowie eine Sammlung von Gonzo-Essays in „The Great Shark Hunt“.
Woody Harrelson: High Life
Im Jahr 2022 eröffnete Woody Harrelson, Hollywood-Schauspieler, eine der coolsten Cannabis-Lounges der Welt, The Woods. Als lebenslanger Befürworter von Marihuana ist The Woods der Höhepunkt vieler Jahre Arbeit und gibt ihm die Möglichkeit, die Sache zu unterstützen, die ihm am Herzen liegt: Zugang zu Cannabis.
Bei der Eröffnungsveranstaltung im Mai 2022 war The Woods Gastgeber der 18. Jährlichen Verleihung des Emerald Cup, die von OG Tim Blake ins Leben gerufen wurden und an denen Legacy-Farmer aus Humboldt und Mendocino teilnahmen. „Wer hätte gedacht, dass man durch lebenslanges Kiffen so etwas erreichen kann?“, sagte Harrelson an dem Abend.
The Woods ist eher eine Cannabis-Lounge als eine Gras-Ausgabestelle. Auf 5.000 Quadratmetern schafft es der geräumige Veranstaltungsort, urbanen Chic mit der natürlichen Atmosphäre einer Oase zu verbinden – dank einer Mischung aus Plüschsofas, tropischen Vögeln, Koi-Teichen und alten Bäumen. Der Innenraum ist in drei Bereiche unterteilt, und die Gäste können eine Reihe von Cannabisprodukten kaufen, darunter Pre-Rolls, Vapes und Extrakte.
Für diejenigen, die es nicht wissen: Der Schauspieler hatte sein Bildschirm-Debüt in der Rolle des Woody Boyd in der langjährigen Serie „Cheers“. Später spielte er in Blockbuster-Filmen wie „Weiße Jungs bringen‘s nicht“, „Kingpin“ und „EDtv“ mit. Er ist ein langjähriges Mitglied von NORML und hat im Laufe der Jahre Kampagnenveranstaltungen durch besondere Auftritte unterstützt.
Seth Rogen: mehr als eine Zimmerpflanze
Seth Rogen ist wahrscheinlich der berühmteste kiffende Kanadier der Welt. Er ist auch einer der berühmtesten Comedy-Schauspieler der Welt mit einer Liste von Blockbustern wie „Superbad“, „Beim ersten Mal“, „Jungfrau (40), männlich, sucht“ … und „Der König der Löwen“.
Seine Karriere nahm in den späten 1990er Jahren Fahrt auf, als er anfing, für Judd Apatow, den Schöpfer von Filmen wie „Beim ersten Mal“, zu arbeiten. Unter Apatows Anleitung lernte Rogen, Komödien zu schreiben, und schon bald schrieb er zusammen mit seinem Kindheitsfreund Evan Goldberg seine eigenen Filme wie zum Beispiel „Superbad“.
Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs tat sich Rogen mit James Franco zusammen, um einen der berühmtesten Kifferfilme aller Zeiten zu drehen: „Pineapple Express“, der 2008 erschien. Rogen hat nie einen Hehl aus seiner Liebe zu Marihuana gemacht. In einer Podcast-Folge aus dem Jahr 2023 von Steven Bartletts The Diary of a CEO, gab Rogen zu, dass er jeden Tag kifft.
Are shoes like a crutch we use, or are they a thing that we have culturally decided make our lives easier and better? That is exactly how weed is to me… It only makes my journey through this life more comfortable, more palatable, easier to process, easier to manifest the things that I want to do, exactly how I would be trying to do the same things in my life without shoes on or without my glasses on or without a jacket on. That is what it would be like for me to do it without smoking weed.
Seth Rogen in Steven Bartletts Podcast „The Diary of a CEO“
Im Jahr 2019 gründete Rogen zusammen mit seinem langjährigen Schreibpartner Goldberg das Cannabisunternehmen Houseplant, das eine Reihe von Marihuanablüten und Cannabiszubehör verkauft. Heutzutage kann man Rogen meistens beim Rauchen und Töpfern für Houseplant antreffen.
Willie Nelson: die ganze Zeit high
Nur wenige Musiker zelebrieren die Marihuana-Pflanze so wie Willie Nelson. Mit seinen 90 Jahren ist Nelson ein überzeugter Verfechter von Marihuana und sagt, dass er „so ziemlich die ganze Zeit“ kifft. Er schreibt Cannabis auch die Rettung seines Lebens zu.
In einem Artikel des Rolling Stone aus dem Jahr 2019 wird Willie Nelson als „der legendärste Country-Künstler der Welt“ und möglicherweise auch als „der legendärste Kiffer der Welt“ bezeichnet. Willie sieht sich selbst gerne als lebenden Beweis für die langfristigen Auswirkungen lebenslangen Kiffens. Er ist auch einer der ersten Musiker, die über die medizinischen Vorteile von Marihuana gesprochen haben.
Nelson hat viel getrunken und geraucht, bevor er auf Marihuana umstieg. Für ihn ist klar, was passiert wäre, wenn er nicht zu Marihuana gefunden hätte …
I wouldn’t be alive. It saved my life, really. I wouldn’t have lived 85 years if I’d have kept drinking and smoking like I was when I was 30, 40 years old. I think that weed kept me from wanting to kill people. And probably kept a lot of people from wanting to kill me, too – out there drunk, running around.
Willie Nelson, Rolling Stone, April 2019
Wie Woody und Snoop hat auch Nelson einige eigene Cannabisprodukten, in seinem Fall eine Produktlinie von Lebensmitteln. Die Idee stammt von seiner Frau Annie, diefür Nelson Schokoladen-Edibles herstellte, um ihn vom Rauchen abzuhalten. Sie schmeckten so gut, dass es der Start einer eigenen Firma wurde. Nelsons Cannabis-Unternehmen heißt Willie’s Reserve.
FAQ Cannabis
Cannabis ist eine Pflanze aus der Familie der Cannabaceae. Cannabis ist der Name der Gattung, und traditionell gibt es drei anerkannte Arten: Cannabis sativa, Cannabis indica und Cannabis ruderalis. Die moderne Kreuzung hat jedoch die Grenzen dieser Definitionen verwischt. Heute steht oft der THC- und CBD-Gehalt beziehungsweise das THC / CBD-Verhältnis der verschiedenen Sorten im Vordergrund.
Cannabis produziert einjährige blühende Pflanzen, die eine psychoaktive Wirkung auf das menschliche Gehirn haben können. In jüngster Zeit haben neue Forschungsergebnisse das Verständnis für die Pflanze erweitert und ihre therapeutischen Anwendungsmöglichkeiten aufgezeigt. Heute wird Cannabis zur Behandlung von Patienten mit MS, krebsbedingten Schmerzen, chronischen Schmerzen, PTBS, Depressionen, Schlaflosigkeit und mehr eingesetzt.
Es gibt im Wesentlichen zwei Arten des Cannabisanbaus: der Heimanbau zum Eigenverbrauch und den kommerziellen Anbau. Letzteres erfordert einiges an Fachwissen und die Industrie lernt immer noch, wie man den Cannabisanbau im Innenbereich im großen Maßstab perfektionieren kann.
Der Eigenanbau von Cannabis ist weniger anspruchsvoll. Es gibt Dutzende Anleitungen im Internet, die Informationen darüber liefern, wie man Cannabis zu Hause anbaut. Menschen, die in kälteren Gefilden leben, investieren in der Regel in ein Homegrow-Kit, das ein Zelt und eine geeignete Beleuchtung enthält. Menschen, die in warmen Klimazonen leben, können im Freien anbauen.
Verschiedene Samen haben unterschiedliche Blütezeiten. Feminisierte Samen sind Samen, die weibliche blühende Pflanzen hervorbringen und länger zur Blüte brauchen (etwa sechs Monate). Selbstblühende Samen, auch bekannt als Autos, brauchen nur drei Monate. In jedem Fall benötigen die Pflanzen für ein starkes Wachstum und gute Erträge das richtige Maß an Wasser, Licht und Nährstoffen.
Wann Cannabis geerntet werden muss, hängt von der Art der verwendeten Samen ab. In kommerziellen Betrieben werden feminisierte Samen verwendet. Das sind Samen, die nur weibliche blühende Pflanzen hervorbringen. Da diese Pflanzen in einer künstlichen Umgebung gezüchtet werden, bestimmen die Züchter:innen den Wachstumszyklus und die Erntezeit.
Der am häufigsten verwendete Lichtzyklus ist 12/12, das heißt zwölf Stunden Licht, gefolgt von zwölf Stunden Dunkelheit. Dieser ahmt den natürlichen Wachstumszyklus der Lichtverhältnisse im Spätsommer und Frühherbst nach. Dem natürlichen Lichtzyklus folgend werden Cannabisblüten normalerweise im Herbst geerntet.
Wann die Cannabisblüten erntereif sind, verrät die Trichome-Entwicklung: Die Trichome sind winzige, harzige Drüsen, die die Cannabinoide und Terpene produzieren. Wenn die meisten Trichome, also etwa 80 bis 90 Prozent, milchig sind und einige bereits bernsteinfarben, ist der optimale Erntezeitpunkt gekommen.
Es gibt verschiedene Arten von Cannabisöl. Reines Cannabisöl wird durch Extraktion von THC aus der Cannabisblüte hergestellt. Dies geschieht in der Regel mit einem Lösungsmittel wie Ethanol- oder CO2-Extraktion. Dabei entsteht ein klebriges Harz, das reines THC ist.
Es ist auch möglich, Cannabisöl herzustellen, indem man die Cannabisblüten einem Basisöl hinzufügt und dieses erhitzt. Hierbei müssen die Blüten zuvor decarboxyliert werden, um die Cannabinoide zu aktivieren. Bei diesem Prozess wird THCa in THC umgewandelt. Sobald die Blüte aktiviert ist, kann sie dem Basisöl hinzugefügt und bei niedriger Hitze zwei Stunden lang weiter erhitzt werden.
Cannabisbutter lässt sich sehr einfach selbst herstellen. Hier ein Beispiel:
Zerkleinere 10 Gramm Gras und verteile es auf einem mit Folie ausgelegten Backblech. Dann erhitze die Blüten für 15 Minuten bei 100 Grad Celsius im Ofen.
Wenn Du eine starke Cannabutter herstellen möchtest, rechne mit 10 Gramm Cannabis auf 100 Gramm Butter. Für schwächere Dosierungen einfach die Buttermenge erhöhen.
Schmelze die Butter in einer hitzebeständigen Glasschüssel in einem Topf mit heißem Wasser und füge dann das Weed hinzu. Dann muss die Masse zwei Stunden lang auf kleiner Flamme unter ständigem Rühren köcheln. Dabei entwickelt sich ein Aroma, das an geröstete Nüsse erinnert, und die Butter färbt sich nach und nach grün: Je grüner desto stärker ist die Cannabisbutter.
Abschließend die Masse durch ein feines Sieb geben und erkalten lassen – fertig ist die Weed-Butter.
Zutaten:
1/2 Tasse Wasser
1 Packung Götterspeise (Geschmack nach Wahl)
2 Esslöffel unflavored Gelatine
1/4 Tasse Honig oder Ahornsirup
THC-Öl oder CBD-Öl (dosiert entsprechend Deinen Präferenzen)
Gummibärchenformen
Anleitung:
Misch die Götterspeise und die Gelatine in einer Schüssel.
Erhitze dann in einem Topf Wasser bei mittlerer Hitze und füge den Honig oder Ahornsirup hinzu. Rühre, bis sich der Honig / Sirup aufgelöst hat.
Gib die Götterspeise- und Gelatinemischung in das heiße Wasser und rühre, bis sich alles aufgelöst hat.
Reduziere die Hitze auf ein Minimum und mische das Cannabisöl unter.
Gieß die Mischung in Gummibärchenformen und lass die Gummis erkalten und fest werden.
Guten Appetit!
Wie lange Cannabis im Urin bleibt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel dem Körpergewicht, der Konsumhäufigkeit, der Sensitivität des Tests etc. So kann in Urintests THC 3 bis 30 Tage nach dem Konsum im Körper nachgewiesen werden. Je intensiver der Konsum, desto länger bleibt das Cannabis nachweisbar.
Bluttests zeigen THC nur bis zu vier Stunden nach dem Konsum an.
Wie lange Gras im Körper bleibt, ist eine Frage, die sich nicht so einfach beantworten lässt. Es gibt zwar einige allgemeine Richtlinien für die Nachweisraten, aber es gibt auch viele Faktoren, welche die Verstoffwechslung von THC im Körper beeinflussen.
Urintests können Cannabis im Körper bis zu 30 Tage lang nachweisen. Speicheltests können THC im Allgemeinen etwa 24 Stunden lang nachweisen. Bluttests sind am wenigsten empfindlich und weisen THC nur bis zu vier Stunden nach dem Konsum nach. Haartests sind am empfindlichsten und können THC im Körper bis zu 90 Tage lang nachweisen.
Faktoren, die das Ergebnis beeinflussen können, sind zum Beispiel die Testempfindlichkeit, die Menge des THC-Konsums, das Körpergewicht, die Flüssigkeitszufuhr, die Bewegung und der Stoffwechsel. Jemand mit geringem Körperfettanteil, der regelmäßig Sport treibt, wird THC schneller verstoffwechseln, während eine sitzende Person mit hohem Körperfettanteil THC langsamer verstoffwechselt.
Bei der Frage, wo Marihuana legal ist, ist es wichtig, zwischen medizinischem Marihuana und Marihuana für den Freizeitgebrauch zu unterscheiden. Obwohl es sich um die gleiche Pflanze handelt, wird Marihuana heutzutage nach seiner Verwendung kategorisiert – wobei medizinisches Marihuana zur Behandlung von Krankheiten verwendet wird und Marihuana für den Freizeitgebrauch als Marihuana für den persönlichen Gebrauch angesehen wird.
Viele Länder und Staaten haben irgendeine Form von medizinischem Marihuana-Programm eingeführt. Mehr als 40 Länder weltweit haben ein medizinisches Marihuanaprogramm, das Patient:innen Zugang zu Cannabisblüten oder medizinischen Cannabismarken wie Sativex, Marinol oder Epidiolex ermöglicht. Zu diesen Ländern gehören Australien, Brasilien, Chile, Dänemark, Deutschland, Finnland, Italien, Kanada, Malta, Portugal, Peru und das Vereinigte Königreich.
Zu den Ländern, in denen der Freizeitkonsum in irgendeiner Form legalisiert ist, gehören Kanada, Luxemburg, Malta, Mexiko, Südafrika, Thailand und Uruguay.
Seit September 2023 ist Cannabis in den folgenden 24 US-Staaten für den Freizeitgebrauch in irgendeiner Form legal:
Washington
Alaska
Arizona
Colorado
Connecticut
Delaware
Illinois
Kalifornien
Maine
Maryland
Massachusetts
Michigan
Minnesota
Missouri
Montana
Nevada
New Jersey
New Mexico
New York
Oregon
Rhode Island
Virginia
Vermont
Washington D.C.